Willkommen bei Freunden: Ramazan liebt sein Büdchen über alles

Unser Veedel ist international und bunt: Hier leben Menschen aus 96 Nationen. Jeder dritte aus unserem Wohngebiet hat einen Migrationshintergrund oder ausländische Wurzeln. In einer lockeren Folge stellt der SÜDBLICK einige von ihnen vor: Woher sie kommen, wie sie heute leben. Was ihnen in ihrem Alltag bei uns in Rondorf, Hochkirchen, Höningen auffällt. Ramazan Sezer kennt eigentlich jeder: Denn sein Kiosk in leuchtendem schwarz, rot, gold ist eine liebenswerte Institution. Und ein ganz persönliches Bekenntnis: „Deutschland ist meine Heimat“.

„Mein Vater kam, wie viele andere damals als Gastarbeiter aus dem Westen der Türkei nach Deutschland. Ich war gerade einmal drei Jahre alt, als ich mit meiner Mutter und Geschwistern nach Deutschland gekommen bin. Mein Vater arbeitete damals für Ford.“ So erzählt uns Ramazan Sezer, wie sein neues Leben in der Ferne begann. 

Wie viele hoffte auch seine Familie damals auf eine bessere Perspektive. Und packte, in Köln angekommen, mit an. Der heute 54jährige erinnert sich noch ziemlich genau, wie er dann nach Rondorf geriet: „1994 haben wir uns entschlossen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Mit einem kleinen Kiosk, welcher damals in Rondorf zum Verkauf stand.“ Inzwischen führen seine Familie und er das bunte „Büdchen“ an der Rondorfer Hauptstraße kurz vor der Kappellenstraße seit nunmehr 27 Jahren mit Herz, Leidenschaft, aber auch dem Ehrgeiz, es allen, die schnell mal für dies und das vorbeikommen, irgendwie Recht zu machen. 

Da hilft die ganze Familie mit. Frau, Tochter und Sohn. Denn Ramazan hat auch eine Anstellung bei den Stadtwerken Bonn, so dass er den Job in Rondorf jetzt nur noch zeitweise erledigen kann. Doch das Miteinander klappt offenkundig gut: „Unser Alltag als Familie gestaltet sich vielfältig, jedoch stets organisiert. Man kann sagen, wir sind ein gutes Team“, freut sich der Vater. Das sieht dann etwa so aus: Seine Frau und er kümmern sich morgens um den Kiosk; Tochter Hatice, die hauptberuflich IT-Projektmanagerin in der Logistikbranche ist, nachmittags und Sohn Burak, hauptberuflich in der KFZ-Branche tätig, springt am Wochenende ein. „So hat jeder von uns noch genug Freizeit und kann seinen Hobbys nachgehen“, ist Ramazan Sezer wichtig.

Doch keine Frage für ihn: „Der Kiosk gehört zu unserem Lifestyle, wir genießen den alltäglichen Kontakt mit den Dorfbewohnern nun seit mehr als 27 Jahren.“ Und deshalb hofft er auch, dass es so weitergeht, wenn sich in einigen Jahren das Umfeld durch das Neubaugebiet Rondorf Nordwest verändert. Jedenfalls möchte er unbedingt hierbleiben: „Mir gefällt das Zentrum, welches sich an der Rondorfer Hauptstraße in den Jahren gebildet hat. Die vielfältigen kleinen Geschäfte und Dienstleister, die sich so wie wir hier ansässig gemacht haben“, erzählt er im SÜDBLICK-Gespräch. Doch dann fügt er ein „aber“ hinzu: „Woran wir unbedingt arbeiten müssen, ist die Verkehrsführung an der Rondorfer Hauptstraße. Es existieren zwei Zebrastreifen, und der Verkehr ist bereits auf 30 km/h beschränkt, jedoch kommt es unter der Woche immer wieder zu langen Staus. Die Verkehrsteilnehmer sind teilweise sehr aggressiv, für Kinder und Tiere habe ich schon so manche gefährliche Situation beobachtet.“

Und welche Wünsche hat er an die Zukunft? Da wird Ramazan ganz praktisch: „Vieles wandelt sich mit der Zeit, alles wird moderner, es wird viel Hightech genutzt; wir hingegen sind noch relativ altmodisch, bei uns gibt es zum Beispiel keine Kartenzahlung. Dies stößt bei einigen Kunden auf Unverständnis, wenn sie die Kaugummis dann mit EC -Karte bezahlt wollen.“ 

Weitere Probleme? Wir kommen auf das Thema Rassismus zu sprechen: „Bemerken Sie Vorbehalte gegenüber Menschen, die ursprünglich nicht aus Deutschland stammen?” Ramazan holt kurz Luft, dann nickt er vorsichtig: „Ja, es gibt immer wieder Situationen, in denen es zu unangenehmen Konflikten kommt. Auch wir sind leider von verschiedenen Arten von Rassismus betroffen. Gespräche helfen aber oft. Rassismus ist leider weit verbreitet, wir wünschen uns daher sehr, dass Menschen mehr über verschiedene Kulturen, Hautfarben und Religionen lesen und wissen!“. 


Er glaubt, dass auch die Dorfgemeinschaft etwas mehr tun könnte, um Menschen aus anderen Ländern besser zu integrieren. Er nennt ein Beispiel: „Es ist keine Kunst, das Miteinander in unserer Dorfgemeinschaft so kunterbunt wie möglich zu gestalten. Soweit es die aktuelle Situation mit Corona irgendwann wieder möglich machen sollte, wünsche ich mir ein großes Dorffest, mit einer Einladung, die nicht nur auf Deutsch, sondern zumindest auch auf Englisch geschrieben ist.“ Ramazan Sezer und seine Familie sind gekommen, um zu bleiben. Sie sind in Rondorf angekommen. Kontakt: Rondorfer Hauptstr. 14, 50997 Köln, Tel:02233/922435

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