Willkommen bei Freunden: James aus Indien genießt seinen Schrebergarten

Unser Veedel ist international und bunt: Hier leben Menschen aus 96 Nationen zusammen. Jeder Dritte aus unserem Wohngebiet hat einen Migrationshintergrund oder ausländische Wurzeln. In einer lockeren Folge stellt der SÜDBLICK einige von ihnen vor. Heute besuchen wir James Manikath. Der gebürtige Inder lebt seit fast 25 Jahren in Rondorf. Er lobt die gesellschaftliche Vielfalt und auch, dass sich Einrichtungen wie Kirchen, Kindergärten und Schule ganz in der Nähe befinden.

Wie er nach Deutschland geraten ist? Nun, ihn hat die Liebe hierhergeführt. Der Physiker ist ursprünglich im Bundesland Kerala an der Südwestküste Indiens aufgewachsen und arbeitete zunächst in einer der führenden Banken des Landes. 1979 heiratete er seine Frau Marykutty nach alter indischer Familientradition. Er erzählt: „Marykutty war damals in Deutschland als Krankenschwester tätig. Nach unserer Hochzeit beschlossen wir, gemeinsam nach Deutschland zu kommen und fortan hier zu arbeiten und zu leben. 1997 sind wir nach Rondorf gezogen. Längere Zeit lebten wir zur Miete, aber wir hatten schon immer den Traum, ein Eigenheim zu besitzen.“ Durch Bekannte erfuhr James Manikath dann von dem Bau einer neuen Wohnsiedlung. „Die Pläne für die Häuser und die Gegend haben uns auf Anhieb gefallen und so beschlossen wir, ein Haus in Rondorf zu kaufen“, erinnert er sich heute noch lebhaft an die Entscheidung. 

Doch wie schwer ist ihm der Abschied von seiner alten Heimat gefallen? Indien gilt heute immerhin als dieaufstrebende Supermacht. Hier leben derzeit 1,37 Milliarden Menschen und voraussichtlich schon in wenigen Jahren wird das Land sogar China überholen und dann der bevölkerungsreichste Staat der Welt sein. Aber die Verbindungen nachhause sind bis heute nicht abgebrochen. „Meine Geschwister leben in Indien und ich versuche, sie mindestens einmal in zwei Jahren zu besuchen. Auch verwende ich relativ viel Zeit, meine Liebe zu meiner Muttersprache Malayalam zu pflegen. Immer noch bin ich aktiv im Darsana Theaters, Köln. Dies ist eine Initiative, die ich gemeinsam mit Freunden vor 35 Jahren zur Aufführung von „Dramas“ in Malayalam ins Leben rief“, berichtet James Manikath.

Der Vater zweier erwachsener Söhne zieht eine durchaus positive und optimistische Bilanz. „Das Leben hat bewiesen, dass diese Entscheidung in jeder Hinsicht richtig war. Trotz mancher Verluste, Heimweh und Sorgen erinnern wir uns in dankbarer Zufriedenheit und Freude, was uns das Leben in Deutschland geschenkt hat“, meint er. So ist er in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich aktiv. Er freut sich zudem, in der Gemeinschaft zu leben und mit Familie und Freunden viel Zeit zu verbringen. Wie etwa in seinem Schrebergarten in Rondorf. „Diese Beschäftigung brachte uns eine echte Erleichterung im nicht immer leichten Corona – Alltag.“ 

Vor allem aber ist die Familie von James Manikath fest in der nicht gerade kleinen indischen lokalen community verwurzelt. „Als gläubige Christen pflegen wir wie andere indische Familien hier eine enge Beziehung zur Kirchengemeinde Heilige Drei Könige. Das indische Essen, das von unseren Familien gemeinsam für das jährliche Gemeindefest zubereitet wird, wird von den Mitgliedern und Besuchern mit großem Genuss und Anerkennung angenommen“, erzählt er nicht ohne Stolz. Doch dann wird er auch nachdenklich: „Die Pandemie hat mir bewusst gemacht, wie schnell sich Dinge ändern können und wie wertvoll die Zeit ist. Ich erkenne, wie wichtig die persönlichen Kontakte für mich sind. Mittlerweile bin ich, meine Frau und viele unserer Freunde geimpft. Für dieses Jahr wünsche ich mir, dass wir mit allen ein schönes Grillfest feiern können. Das wäre großartig“, fühlt er genauso wie wohl die meisten. „Mit unseren Nachbarn pflegen wir ein freundschaftliches und herzliches Verhältnis. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig und damit pflegen wir ein gutes zusammenleben“, berichtet er aus seinem Alltag.

Und was gefällt ihm an unserem Wohngebiet am meisten? Er zählt auf: „Wir fühlen uns hier wohl und sicher. Wir genießen die Ruhe in diesem Ort. Rondorf ist nicht weit von der Kölner Innenstadt entfernt und bietet zugleich eine ländliche Atmosphäre. In der Umgebung gibt es viel Grünfläche, Einkaufsmöglichkeiten für den alltäglichen Gebrauch sind in der Nähe vorhanden ebenso öffentliche Einrichtungen, wie Kirchen, Kindergärten und Schule.“

Bleibt noch eine letzte Frage: Was sollte im interkulturellen Miteinander besser werden? Da hat James Manikath eine klare Botschaft: Wir haben bisher nur gute Erfahrungen in Deutschland gemacht; es wäre jedoch naiv zu glauben, dass es allen Menschen mit Migrationshintergrund so ergeht. Manches deutet darauf hin, dass Rassismus und Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft an Boden gewinnen. Über die Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere in den Bereichen Wohnungssuche, Bildung, Arbeit und im beruflichen Aufstieg wird von manchen Betroffenen authentisch und glaubhaft berichtet.“ Er hofft aber, „dass die Saat der Intoleranz nicht gedeiht“. Denn er ist überzeugt: „Das Zusammenleben in gegenseitiger Toleranz, Frieden und Harmonie bedarf der Besinnung gemeinsamer Werte, die alle Menschen tragen, gleich aus welchem Teil dieser Einen Welt wir stammen. Zur Gestaltung dieser Einheit in Vielfalt kann Jeder von uns beitragen.“

Und dann fügt er noch hinzu: „Menschen mit Migrationshintergrund bringen Erfahrungen aus verschiedenen Kulturen, Religionen und Lebensvorstellungen mit. Sie haben in der Fremde den Bedarf, zumindest gelegentlich miteinander Zeit zu verbringen und dazu sollten Möglichkeiten geschaffen werden. Die Unterschiede in den jeweiligen Lebensweisen können am Anfang das Zusammenleben erschweren. Doch durch respektvollen konstruktiven Dialog und gegenseitige Hilfe können die verschiedenen Erfahrungen und Fähigkeiten das gesellschaftliche Leben hier bereichern. Sie brauchen Zeit und die Möglichkeit sich mit den Bräuchen und der deutschen Kultur vertraut zu machen. Wir müssen einen Weg finden, vorhandene Vorurteile abzubauen, indem wir vorbehaltlos aufeinander zugehen. Die Erfahrung zeigt, dass wir alle voneinander lernen können. Durch näheres Kennen verschwinden Vorurteile und unnötige Berührungsängste.“

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