Stadt warnt: Grundwasser in Rondorf mit PFC belastet. WDR-Fernsehen sucht Betroffene

In Rondorf und Immendorf darf ab sofort das Grundwasser nicht mehr benutzt werden – etwa zum Blumen gießen, Waschen von Obst und Gemüse oder für Schwimm- und Planschbecken. Und erst recht nicht als Trinkwasser. Der Grund ist die Chemikaliengruppe PFC. Proben ergaben, dass in Rondorf und Immendorf die zulässigen Schadstoffwerte im Boden um ein Vielfaches überschritten werden. Laut einer Allgemeinverfügung der Stadt Köln sind daher vorsorglich die Förderung und Nutzung von Grundwasser wie von Wasser aus Oberflächengewässern zu Bewässerungszwecken und in Schwimm- und Planschbecken bis zum 30. Juni 2035 untersagt. Die für Rondorf zuständige Stadträtin Monika Ross-Belkner hat sich unterdessen mit einer Anfrage in die Debatte eingeschaltet.

Betroffen von der Verfügung sind zum Beispiel private Brunnenanlagen, Hausgärten, gärtnerisch gestaltete Flächen. Die Warnung gilt auch für weitere Stadtteile im Kölner Süden wie Hahnwald, Poll und den Bezirk Porz. Die bereits seit längerem bekannte Schadstoffbelastung des Grundwassers hat ihren Ursprung in einer Industrieanlage. Bis 2006 war PFC erlaubt, um zum Beispiel bei Bränden Feuerlöschschäume einzusetzen. Die für das Problem verantwortliche Firma hat bereits seit Jahren Brunnen mit Kohlefiltern installiert, um PFC abzusaugen. Da die Grenzwerte aber verschärft wurden, handelt das Umweltamt der Stadt Köln. Denn trotz bereits abnehmender Konzentration aufgrund der industriellen Sanierungsanlage kann die Verunreinigung noch viele Jahre andauern, da sie im Boden nur langsam abgebaut wird. Es werden daher regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Die Stadt Köln hatte schon 2015 eine Warnung für das Grundwasser in mehreren Kölner Stadtteilen herausgegeben. Letztes Jahr wurde die Gefahr von PFC neu bewertet und der Grenzwert deutlich gesenkt – deshalb jetzt das Verbot. Im Dezember 2018 hatte die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine Neubewertung zu gesundheitlichen Risiken durch einzelne PFC in Lebensmitteln vorgenommen. 

Unter dem Begriff PFC (Per- und Polyfluorierte Chemikalien) versteht man chemische Verbindungen, die in der Natur nicht vorkommen, sondern ausschließlich industriell hergestellt werden. Sie sind in der Umwelt schwer abbaubar und weltweit verbreitet. Das Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt überwacht fortlaufend das Grundwasser des gesamten Kölner Stadtgebiets mittels eines mehrere Hundert Messstellen umfassenden Netzes und analysiert auch etwaige PFC-Stoffe im Grundwasser. Im Bereich Immendorf und Rondorf bestehen 27 Messstellen. 

In einer Anfrage an das städtische Amt hat sich für die Rondorf zuständige Stadträtin Monika Ross-Belkner u.a. nach den gesundheitlichen Risiken von PFC-kontaminiertem Grundwasser erkundigt. In der Antwort heißt es u.a.: „Die Auswirkungen der PFC auf das Ökosystem Boden bzw. den Menschen sind bisher unzureichend und noch nicht abschließend untersucht. Die Verfügung besitzt einen vorbeugenden Charakter.“ Die akute Toxizität wird laut einer Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 11.09.2008 allerdings als gering eingeschätzt. 

Die jetzt verfügte Untersagung ist zunächst auf 15 Jahre befristet. Diese Frist ist so bemessen, dass entsprechend der Prognose mit ihrem Ablauf eine Sanierungsdauer von 10 bis 15 Jahren erreicht wird. Anhand des bis dahin erzielten Sanierungserfolges ist dann eine genauere Einschätzung der Nutzungseinschränkungen oder -untersagungen und weiterhin erforderlicher Maßnahmen möglich.

Aber das Trinkwasser aus dem öffentlichen Versorgungsnetz wird regelmäßig kontrolliert und kann weiterhin unbedenklich genutzt werden.

Jetzt sucht das WDR-Fernsehen für eine Reportage  zum Thema Wasserverschmutzung betroffene Anwohner wie zum Beispiel Personen, die einen Brunnen besitzen und das Wasser nun nicht mehr nutzen können, Familien mit Garten, die ihr angebautes Gemüse jahrelang mit dem verseuchten Wasser gewässert haben oder Gärtnereien, Landwirte,  Anglervereine, die mit dieser Situation konfrontiert sind. Wer möchte sich dazu äußern zu Fragen wie: Welche Gedanken tritt so etwas los? Welche Sorgen kommen auf? Wollen Betroffene vielleicht sogar Entschädigungen einfordern?  Wer dem WDR für Interviews, Drehtermine zur Verfügung stehen möchte, meldet sich bitte kurzfristig unter: newsletter@dorfgemeinschaft.koeln. 

Die Allgemeinverfügung der Stadt Köln im vollen Wortlaut finden Sie hier.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.