Meine Straße: Waldkauzweg

von Jan Noeske

Wir haben die perfekte Straße für „Schnitzeljagd nach Hausnummern“ – meint Waldkauzweg-Bewohner Jan Noeske, der 2011 mit seiner Familie per Bollerwagen dorthin gezogen ist. Doch die Verteilung der Hausnummern zwischen Abzweigen und Fußwegen lässt hier so manchen Briefboten schlicht verzweifeln. Für das Ordnungsamt wiederum scheint die Straße eine richtig gute Einnahmequelle zu sein.

Für alle, die es nicht wissen: Der Waldkauzweg ist zwischen Edeka und Anne-Frank-Schule gut erkennbar an den grünen Fenstern und Garagen – auch wenn es zum Glück ein paar Farbausbrecher gibt. Ganz unterschiedlich ist der Baubestand mit Apartmenthäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern. Lustig ist, dass von außen alle Häuser gleich aussehen, aber (auf jeden Fall bei uns in der Reihe) innen alle ganz unterschiedlich sind.

Der Waldkauzweg ist die perfekte Straße für „Schnitzeljagd nach Hausnummern“… sie geht wie ein U von der Reiherstrasse ab und endet da auch wieder. Dazwischen gibt es einige Abzweigungen und Fußwege. Wie die Hausnummern vergeben sind, habe ich bis jetzt nicht verstanden und so manchen hilflosen Paketzusteller schulterzuckend auf Google Maps verwiesen.😉

Aber die verkehrsberuhigte Straße, die zwischen 1993 und 1995 in mehreren Bauabschnitten durch die Baufirma WILMA entstand, ist ein Idyll für Familien. Inzwischen sind zwar viele Kinder der „1. Bewohner-Generation“ schon zu alt zum Spielen auf der Straße, aber die Hinzugezogenen (wie wir) sorgen für Nachschub. Daher ist der Waldkauzweg regelmäßig Tennis-, Basketball- Fußball- oder einfach nur Spielplatz. 

Die Nähe zu den Läden an der Rodenkirchener Straße ist super. Die unmittelbare Nähe zum Edeka führt (leider) dazu, dass wir beim Einkaufen oft nicht viel nachdenken, was wir brauchen. Wenn beim Kochen etwas fehlt, geht man einfach nochmal kurz rüber.

Sehr schön sind auch die „essbaren Verkehrsinseln“. Auf einigen Inseln wachsen schon recht große Beerensträucher, die im Sommer reichlich Früchte tragen. Umso ärgerlicher ist, dass fast alle Bäume auf den Verkehrsinseln ein ziemlich jämmerliches Dasein fristen. Sie sind nahezu alle krank und sehen nicht sehr schön aus. Die Versuche, sie durch radikalen Schnitt zu verjüngen, waren bislang leider vergeblich. Wir sind gespannt, wie das in den nächsten Jahren weiter geht.

Der Grünstreifen zwischen Merlinweg und Waldkauzweg ist die perfekte Naherholung für Kinder. Die zwei Spielplätze bieten Kindern superviele Möglichkeiten. Er wird auch gerne von den gefühlt 500 Hunden in Rondorf/ Hochkirchen genutzt. Ärgerlich ist, dass ein (wahrscheinlich verschwindend geringer) Anteil der Hundebesitzer ihre „Haufen“ hinterlassen. Das führt leider regelmäßig dazu, dass auf der Wiese spielende Kinder stinkend aus der Wiese kommen. Die Meinung zu dem beliebten Treffpunkt für die Jugendlichen gehen bei den Anwohnern auseinander. Allgemein nervig ist die laute Musik (die zumindest nicht meinen Musikgeschmack trifft) und der ständige „Kifferduft“ zwar schon, aber ich finde keinen Grund zur Aufregung. Inakzeptabel ist der Dreck, der viel zu oft von den Gelagen zurückbleibt. Warum drei Meter entfernte Mülleimer nicht genutzt werden, ist mir ein Rätsel! Ein Hoch auf alle Nachbarn, die wahrscheinlich deutlich öfter als die AWB den Dreck wegräumen.

Dass der Waldkauzweg morgens regelmäßig von Elterntaxis genutzt wird, um die Kinder zu der nur wenige Meter entfernten Anne-Frank-Schule abzusetzen, finde ich eigentlich gut, da dadurch das Verkehrschaos an der Adlerstraße entlastet wird. Inakzeptabel jedoch ist, dass es viele Elterntaxis eilig haben und viel zu schnell durch den verkehrsberuhigten Waldkauzweg brausen. Schade, wie so oft sind die Eltern die größte Gefahr für die Kinder. Es kam leider auch schon zu einem bis heute ungeklärten Todesfall… eine gutmütige Katze aus der Nachbarschaft ist einmal nicht rechtzeitig ausgewichen. Absolutes Unverständnis, wie sowas in einer verkehrsberuhigten Straße passieren konnte! Der Trend zum 2. oder 3. Auto je Familie wurde bei der Planung vor 30 Jahren auch noch nicht vorhergesagt. So ist der Waldkauzweg eine sichere Einnahme-Quelle für das Ordnungsamt, dessen Mitarbeiter/innen bestimmt einmal im Monat hier fleißig ihre Knöllchen verteilen.

Der Zusammenhalt der Bewohner ist toll. Auch wenn es (vielleicht auch wegen der Unübersichtlichkeit des Waldkauzweges) nicht die „eine Nachbarschaft“ gibt, so laden zumindest im hinteren Teil (beim Wendehammer) jährlich Reibekuchen beim Martinsumzug, Bierchen am Rosenmontagsumzug ein; selbst Apfelsaft wurde schon mit einer mobilen Mosterei im Waldkauzweg hergestellt. Im kleinen Kreis gibt es auch Wanderausflüge oder gemeinsame Kochevents. Viele Bewohner (auch aus benachbarten Straßen) sind jetzt über nebenan.de organisiert, was uns schon oft gerettet hat mit Skischuhen, Werkzeug etc. Wir nennen das Nachbarschaftshilfe 2.0

Als der Martinsumzug früher noch an der Grundschule in der Adlerstraße endete, war der Waldkauzweg ein wahres Eldorado für singende Kinder an den Haustüren. Da konnte man ohne weiteres 50 singende Kinder innerhalb einer Stunde vor der Türe erleben. Seit der Zug einen anderen Weg nimmt, ist das leider deutlich weniger geworden. 

Mein persönliches Fazit: In Summe kann ich mir keine bessere Straße zum Leben vorstellen. Vor ein paar Jahren hatten wir überlegt, nochmal umzuziehen. Das hatten wir aber sehr schnell wieder verworfen, da unsere Nachbarschaft einfach die beste der Welt ist!

Nächsten Monat besuchen wir die Hans Bergestraße. Und wie lebt es sich In Ihrer Lieblingsstraße? Erzählen Sie es uns! Lob, Kritik, Alltagsbeobachtungen – alles ist in dieser SÜDBLICK-Serie möglich. Schreiben Sie an: newsletter@dorfgemeinschaft.koeln

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