Meine Straße: Sesamstraße

Alle Welt kennt diese Straße. Wirklich? Anwohnerin Ulrike Neuss hat  da ihre ganz eigenen Erfahrungen gesammelt. Als sie 1990 in die Sesamstraße zog, ahnte sie nicht, welche lustigen Erlebnisse sie und ihre Familie dort erwarten würden. 

Schon die Geburt unserer Tochter Katrin stand unter dem Motto: „Ein Baby für die Sesamstraße“. Als Geschenke kamen prompt Kekse für den großen Bruder, diverse Sesamstraßenstrampler fürs Baby und Ernie, Bert und Tiffy- Figuren. Sesamstraßenposter zierten bald die Türen der Kinderzimmer und die Hasen im Garten erhielten  die Namen Samson, Oskar und Tiffy. Bei teuren Einkäufen wie Schrank, Fernseher, Auto, ja sogar beim Termine vereinbaren mussten wir uns erst ausweisen, weil niemand uns glaubte, dass wir in der Sesamstraße wohnen, sondern dies  allenfalls für einen schlechten  Scherz hielten. Oder gar einen echten fake.

Vor allem unsere Kinder wurden nicht ernst genommen, wenn sie ihre Adresse angaben. Richtig hart traf es unseren Sohn Christoph im Alter von drei Jahren: Er war ausgebüchst und machte einen „selbständigen Spaziergang“ durch die Umgebung.  Ergebnis:  Er landete bei einer Polizeiwache. Der Polizist meinte dort gestreng zu uns: „Lassen Sie Ihren Jungen nicht so viel fernsehen, er behauptet schon, er wohne in der Sesamstraße. Bringen Sie ihm lieber mal die richtige Adresse bei!“

Beim 25jährigen Jubiläum der Sesamstraße im Februar 1998 stand unser Telefon nicht mehr still; Funk und Fernsehen standen vor der Tür. Jeder wollte die echten Kinder aus der Sesamstraße kennenlernen. Sogar zu einer RTL-Liveshow wurden wir eingeladen. Es wurden Filme gedreht, die Kinder  waren Krümelmonster, wurden in Mülltonnen gesteckt, sollten mit Quietsche Entchen in der Badewanne planschen und so weiter. Es gab einen riesigen Berg an Fanpost und Eltern von überall her pilgerten mit ihren Kindern nach Hochkirchen in die damals einzige Sesamstraße Deutschlands, um Fotos mit dem berühmten  Straßenschild zu machen. Was sie alle nicht wussten: Eigentlich  hat unsere Straße gar nichts mit der Fernsehserie zu tun, die ja in Hamburg produziert wird. Unsere idyllische Sackgasse mit neun Flachdach-Reihenhäusern liegt vielmehr im ruhigen Märchenviertel in Hochkirchen und der Name stammt von dem Satz „Sesam öffne Dich“ aus dem Märchen Ali Baba und die 40 Räuber. Doch alle Kinder unseres kleinen Weges sind bis heute stolz auf ihre Sesamstraße, die 1978 entstanden ist. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter. Im Mai schenkte uns Katrin eine 

„Enkelin für die Sesamstraße“. Alle Nachbarn fühlen sich wohl hier. Wir kennen einander und es ist selbstverständlich, dass wir aufeinander achten und gegenseitig aufpassen. Bei uns kann man wunderbare Dinge sehen: Eichhörnchen hüpfen von Ast zu Ast, oft auch mit ihren Jungen. Viele Vogelarten nisten hier. Ein Igel wandert von Garten zu Garten. Die Vorgärten zum Nachbarschaftsplausch. Nur die inzwischen viel zu hohen Bäume machen einem  manchmal das Leben schwer: Sie wurzeln unter die Garagen und die Tore bekommt man kaum noch zu. Schlimmer war, dass vor 15 Jahren das Hochwasser in die Souterrain-Räume schwappte. Aber auch das haben wir in guter Nachbarschaft überstanden.

In der nächsten Ausgabe Anfang September besuchen wir den Birkenweg. Wollen  Sie uns Ihre Straße auch einmal ganz persönlich vorstellen? Welche Alltagserlebnisse verbinden sich damit? Zeigen Sie uns so  die Vielfalt unseres Wohngebietes! Schreiben Sie an:  newsletter@dorfgemeinschaft.koeln.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.