Meine Straße: Adlerstraße
So gesehen von „Gassen-Bürgermeister“ Peter Hüsch
Das waren Zeiten, als durch die Rodenkirchener Hauptstraße maximal alle 15 Minuten ein Auto fuhr und der Asphalt dort eher zum Fußballspielen einlud! Peter Hüsch hat es selbst erlebt. Denn in dieser Ecke ist er groß geworden. Ein wenig nostalgisch blickt der „Gassen-Bürgermeister“ aus der Adlerstraße zurück.
Ja, ich kenne das ganze Gebiet rund um die Adlerstraße noch als riesige Feldlandschaft mit großen Getreidefeldern, die uns Kindern in der Erntezeit zum Beispiel dank der vielen Heuballen ideale Spielmöglichkeiten boten. Rondorf hatte damals und noch bis in die 80iger Jahre hinein um die 2.000 Einwohner und gehörte noch zur Gemeinde Rodenkirchen. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Debatten, als wir im Januar 1975 durch eine lange umkämpfte „Eingemeindung“ Kölner wurden.
Unvorstellbar, dass damals durch die Rodenkirchener-Straße maximal alle 15 Minuten mal ein Auto fuhr. Heute sind selbst Parkplätze gerade an dieser Durchgangsstraße rar, und bei dem heutigen Verkehr braucht man mitunter schon ein bisschen Glück, um schnell und unfallfrei auf die andere Straßenseite zu gelangen. Unser einziger Dorffriseur war „in der guten alten Zeit „Caspars Gries“. Bei ihm gingen die Uhren damals noch anders. Nur ein Beispiel: Herr Caspar hatte bei meinem Bruder eines Tages mit dem Haareschneiden begonnen und meinte nach wenigen Minuten, er komme gleich zurück. Nach fast einer halben Stunde stillen Wartens begab sich mein Bruder teils beunruhigt, teils neugierig auf die Suche und fand Herrn Caspar schließlich schlafend in seinem Wohnbereich. Nach einem kurzen Anstoß wurde dann das Haareschneiden erfolgreich fortgesetzt.
Ich selbst pilgerte in meiner Freizeit gern zur Kapellenstraße, wo direkt neben einem Bestatter meine Lieblingskneipe war, die Gaststätte „bei Ludwig“. Dort veranstaltete ich mit einigen Freunden am Wochenende Diskothekenabende als Tanzveranstaltung. Vorbei. Diese und viele andere Stamm- kneipen gibt es heute nicht mehr. Inzwischen hat sich das gesamte Ortsbild völlig verändert. Es gibt auch kein Kino mehr, wo uns als 16-jährige überraschend der Zutritt zum Film „Die zehn Gebote“ verwehrt wurde.
Ich selbst bin bis 1980 in Rondorf aufgewachsen. Wesseling, Frechen und das Raderthal waren danach zwar auch schön, aber ich wollte unbedingt zurück. Da entstand in den 90er Jahren das Neubaugebiet „Am Römerhof“ in der Umgebung der Adlerstraße. Ende 1993 sind wir dort eingezogen. Diese Entscheidung stellte sich schon nach kurzer Zeit als absolut richtig heraus. Alle zwölf in unserer gemütlichen Gasse befindlichen Doppelhaushälften wurden von netten Nachbarn erworben und vor allem die Familienstruktur war optimal. Überwiegend handelte es sich um Familien mit Kleinkindern. So wuchsen die Kinder gemeinsam in dem als Spielstraße ausgewiesenen Weg auf. Darüber kam man sich als Nachbar natürlich auch schnell nah.
Gerne erinnern wir uns an die infolge der weiteren Bautätigkeit aufgeschütteten von uns so bezeichneten „Matschberge“ gleich hinter den Häusern, wo die Kinder besonders gerne spielten. So hat sich die Nachbarschaft von Anfang an in freundschaftlicher, aber nicht aufdringlicher Weise bis heute weiterhin angenehm entwickelt. In vielem stimmten wir, Zufall oder nicht, mehr oder weniger überein: Zum Beispiel im Hinblick auf die gleiche Umzäunung der Gärten oder die Entscheidung, die Gartengrundstücke am Ende des Weges nicht durch Zäune zu trennen. Dann wurden regelmäßige Gassenfeste organisiert. Im Rahmen dessen wurde mir dann irgendwann der Titel „Bürgermeister unserer Gasse“ verliehen. Und so kümmere ich mich bei Bedarf seitdem um das ein oder andere Alltagsproblem wie Terminabstimmungen oder bis heute die jährliche Koordination für die Wartungstermine mit der Heizungsfirma. Auch wurden so über Jahre jährliche gemeinsame Wasserskitermine in Langenfeld verabredet. Nach erfolgreich durchgestandenen, bisweilen auch durch Stürze abgebrochenen Runden, wurde anschließend gegrillt und ein paar Kölsch getrunken.
Dass dieser Zusammenhalt keine Eintagsfliege war, zeigt auch der Umstand, dass mit weggezogenen Eigentümern teils noch gute freundschaftliche Kontakte bestehen und die mittlerweile erwachsenen Kinder, die ausgezogen sind, dennoch unverändert und trotz teils großer Entfernungen guten Kontakt untereinander halten, und zudem der überwiegende Teil der „Alteigentümer“ noch bis heute hier wohnen. Aber auch mit den „neuen“ Eigentümern besteht ein ausgesprochen gutes nachbarschaft-liches Verhältnis; dabei sind wir auch internationaler geworden und es gibt erfreulicherweise bereits wieder zwei Kleinkinder. Nachdem wir unseren geliebten Hund „Zocker“ bereits vor Jahren nach 15 Jahren Familienzugehörigkeit leider einschläfern lassen mussten, gibt es nun auch wieder einen Hund in der Gasse. Die Adlerstraße lebt eigentlich so, wie es im Lied der Bläck Fööss „Unser Stammbaum“ beschrieben wird! Das Alter der Bewohner in unserer Gasse bewegt sich so zwischen zwei und 83 Jahren. Nicht nachteilig ist zudem, dass wir bei unserer Altersentwicklung mit Jutta eine engagierte Ärztin in unserer Gasse in unmittelbarer Nähe haben.
Die angenehme Wohnsituation begründet sich neben der guten Nachbarschaft auch mit der ruhigen Lage als verkehrsberuhigte Stichstraße teils mit unmittelbarer Anbindung an den dahinter liegenden schönen großen Park inklusive des nahen Schrebergartens, der vereinzelt auch von Bewohnern unserer Straße genutzt wird. Die Grundstücke sind alle sehr gepflegt, wobei ich persönlich etwas neidisch auf den hier und da äußerst toll gepflegten Rasen bin.
Mit den Jahren ist auch die Adlerstraße, die ja von der einzigen Ampel in Rondorf/Hochkirchen abgeht, immer weiter gewachsen. Ich denke an den Kindergarten sowie die Grundschule, die auch von unseren Kinder besucht wurde. So haben sich über unsere Gasse hinaus viele gute Kontakte in die gesamte Adlerstraße entwickelt. Möge der Adlerblick darüber wachen, dass dies so bleibt. Ich jedenfalls sehe die Zukunft meiner Lieblingsstraße positiv und mit Optimismus.

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