Einer von uns: Paul Link

Architekt der schönen Künste, so nennen ihn manche, teils bewundernd, teils mit leichtem Unterton, denn Paul Link ist der inspirierende Kopf hinter einem „Kulturtempel“, der für ganz Köln außergewöhnlich ist. Er lockt seit fast 30 Jahren internationale Künstler ebenso wie regionale Newcomer zu ausgewählten Konzerten, Ausstellungen, Lesungen in sein „Kirchenatelier“ in der Rondorfer Hauptstraße. Auch für das neue Jahr hat er viele Pläne. Und im Januar steht zudem ein stolzes Jubiläum an.  Wie es zu diesem viel beachteten Juwel im Kölner Süden kam? Paul Link hat es dem SÜDBLICK erzählt.

Der heute 63jährige ist ein kenntnisreicher Unterhalter. Und so holt er weit aus: „Die Ursprünge des außergewöhnlichen Bauwerkes reichen zurück ins Jahr 1899“. Damals beschloss der Rondorfer Kapellenbauverein, schräg gegenüber der heutigen Pastorats Straße ein neues Gotteshaus zu errichten, weil die Kapelle am Büchel Hof zu klein geworden war. „Und so entstand hier der letzte Kölner Sakralbau mit noch echt gemauertem Gewölbe“ lobt Paul Link die einschiffige Hallenkirche in neugotischer Form aus Ziegelstein.

Die reich verzierte Kapelle überstand sogar beide Weltkriege – auch wenn das Chorgebäude nach 1945 erneuert werden musste. „1957 wurde der markante Bau um einen mächtigen Turm mit vier Glocken erweitert. Er gilt heute als weithin sichtbares Wahrzeichen von Rondorf“ erzählt er bei einem Rundgang. Doch 30 Jahre später erwies sich dieses katholische Gotteshaus erneut als zu klein und die Pfarrei Heilige Drei Könige realisierte einen Neubau an der Hahnenstraße. 

Der Rest ist ein bisschen Zufall. Denn eines Tages entdeckte Vater Rolf Link, renommierter Baumeister und Kirchenrestaurator, eine kleine Anzeige: „Kirche zu verkaufen“. Er war allerdings nicht der einzige, der sich für das wertvolle historische Objekt interessierte. Im Gegenteil: Die Verkaufsverhandlungen mit einem Mitbewerber waren schon so gut wie abgeschlossen. Doch dann bekamen die Kirchenoberen kalte Füße, weil man dem potenziellen Erwerber Nähe zu einer Sekte nachsagte. Der Deal platzte.

„Meine Familie war sich sehr rasch einig, solch ein Schmuckstück darf nicht verloren gehen, denn es war inmitten all der Jahrhundertkatastrophen auch so etwas wie das moralische Gewissen der Gemeinde geworden“, erinnert sich Paul Link, der gemeinsam mit seinem Vater Rolf und seinem Bruder Martin 1983 ein gemeinsames Architekturbüro begründet hatte. Sie bekamen den Zuschlag durch das Erzbistum allerdings nur gegen die schriftliche Zusage, dort „keine Einrichtungen unterzubringen, die gegen die katholische Glaubenslehre verstoßen“. So wurde es sogar im Grundbuch eingetragen.

Und so gestaltete man den künstlerisch wertvollen Sakralbau für neue Aufgaben um. „Als exklusives Kulturatelier steht er im Sinne seiner geistigen Tradition offen für alle, die in einer ganz besonderen Atmosphäre die Begegnung mit der Kunst suchen“, sagt der Hausherr und Impresario. Und seitdem managt er in der ehemaligen Dorfkirche mit ihren großen bunten Glasfenstern und einem verspielten Mobile, das die „hängenden Gärten von Rondorf“ symbolisiert, Ausstellungen, klassische Konzerte, Kulturevents. Spektakulär war der Auftritt von mehr als hundert Jazzmusikern aus New York. Oder im Rahmen einer Vernissage der Aufbau eines Wasserbeckens von 15 Metern Länge. Internationale Spielfilme haben die wertvolle Location ebenso als Drehort genutzt wie Künstler von Montserrat Caballé bis Dieter Bohlen.

Momentan wird an dem Programm für das neue Jahr gefeilt. Der „Tag der Astrologie“ am Samstag, 21. März ist wiederum eine ganz spezielle Idee. Das intensiv gepflegte und zeitaufwändige Hobby „hat mich allerdings schon mehrfach an den Rand der Erschöpfung gebracht“, räumt Paul Link ein. Andererseits passt diese Aufgabe irgendwie auch zu seiner hauptberuflichen Profession. Denn wie sein Vater arbeitet auch er mit besonderer Vorliebe in den Bereichen Kirchen- und Kulturbauten, Denkmalpflege, anspruchsvollem Wohnungs- und Städtebau. Sein Leitmotiv lautet: „Sinn für Architektur – Architektur für die Sinne“. Auch für sein Veedel hat er eine klare Vision: „Ich möchte mithelfen, Rondorf als charaktervollen Stadtteil mit eigenständigem urbanem Leben weiterzuentwickeln“. Auf seine Initiative gehen Projekte zurück wie das „Haus der Familie“, dem ein Mehr-Generationen- „Hof der Familie“ folgen soll.  

Bewusst stets offen hält er seinen Betrieb für Schülerpraktikanten und Auszubildende – nicht zuletzt aus dem Osten wie der Ukraine, Weißrussland oder der Mongolei; auch zwei junge syrische Flüchtlinge sind momentan in Ausbildung. „Damit leisten wir unseren Beitrag zur Völkerverständigung“ sagt Paul Link. Besonders spektakulär war das „Namibia-Projekt“ 2016: Gemeinsam mit seinem Bruder Martin und zwei weiteren Mitstreitern baute er mit an einem Schulzentrum im Omomas Care Center für 90 Waisenkinder im Alter von 6 bis 16 Jahren. „Das war auch für uns eine ganz neue Erfahrung. Da war viel Improvisation gefragt,“ erinnert er sich. „Kultur“ so lautet die Überzeugung des dreifachen Familienvaters „ist die beste Brücke, um Menschen weltweit zusammenzubringen. Wer musiziert, malt, schreibt, kennt eigentlich keine Grenzen“.

Schon seit 30 Jahren leben jetzt drei Generationen unter dem ehemaligen Kirchendach. In wenigen Wochen steht ein ganz besonderes Jubiläum an: Vater Rolf, Begründer des Architekturbüros, feiert am 30. Januar seinen 90. Geburtstag. Seine Familie und enge Wegbegleiter nennen ihn heute noch liebevoll „Unser Cheffi“: Rolf Link begann seine Architektenkarriere als Maurer an der „Kölner Werkschule“; danach wurde er enger Mitarbeiter der berühmten Kirchenbaumeister Dominikus und Gottfried Böhm. Viele außergewöhnliche Gebäude vor allem im Kölner Süden machten danach das „Architekturbüro“ Link zu einem Begriff für kunstvolles Bauen weit über die Stadtgrenzen hinaus. Und so lautet denn auch Paul Links Geburtstagswunsch für den Jubilar, „möge es uns gelingen, diese große Tradition viele weitere Jahrzehnte erfolgreich fortzuführen“. Dafür hat der Architekt und Kunstmäzen noch etliche Ideen in seinen vielen Schubladen.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.