Einer von uns: Dirk Lottner

Für viele  Fans des FC Köln ist er immer noch  das große Idol: Dirk Lottner führte als Kapitän die Geißböcke  im Jahre 2000 erfolgreich zurück in die Fußballbundesliga. Was wünscht der Rondorfer  heute seinem langjährigen Verein, der ab Mitte August erneut in der 1. Liga starten kann? Der SÜDBLICK hat Dirk Lottner ganz privat besucht und mit ihm über sein großes Thema diskutiert: Wie kann der Fußballnachwuchs besser gefördert werden? 

Nein, Heimweh hat er nicht. Dirk Lottner fühlt sich wohl als Trainer beim Regionalligisten 1. FC Saarbrücken, mit dem er viel erreicht hat. Und doch hängt sein Herz weiterhin  an seinem FC Köln, für den der Junge aus der Südstadt  in mehr als 160 Spielen  fast 60 Tore erzielt hat.  „Klar, das war meine schönste und erfolgreichste Zeit, die prägt mich bis heute“, gibt er 47jährige offen zu. Auch  wenn die Kontakte inzwischen etwas weniger geworden sind, so beobachtet er doch die Entwicklungen beim Bundesligaaufsteiger nach wie vor sehr  intensiv – und nicht ganz frei von Skepsis. „Euphorie und Leichtigkeit“ zum Beispiel vermisst er momentan etwas. „Die Vorfreude auf die Bundesliga war schon mal größer“  konstatiert er. Und schätzt deshalb die Chancen des 1. FC Köln für die kommende Saison  vorsichtig realistisch ein: „ Man darf sehr zufrieden sein,   wenn es gelingt, sich von Anfang an aus dem Abstiegskampf herauszuhalten und am Ende sicher über dem Strich landet“.

Ein solches Urteil hat durchaus Gewicht.  Denn nicht nur als Spieler mit dem berühmten „Linksfuß“ genießt der 1, 87-Meter-Mann noch immer Kultstatus. Auch als Cheftrainer der U 23 des FC Köln, später der  U17- und der U 21 Bundesligamannschaft  hat der heute 47jährige prägende Spuren hinterlassen; zudem war  er 2010 als Co-Trainer auch für den Profikader mitverantwortlich. Und so reden sie im Verein noch heute voller Respekt über seine hohe soziale wie fachliche Kompetenz, seine stets sehr fundierten  Analysen, seine Führungsqualitäten wie etwa sein tolles Geschick, Spieler klug auf Position zu setzen.

Auffallend häufig fallen dann auch Wertungen wie „ Er ist immer im Umgang einer von uns

geblieben“, hat „ stets ein  offenes Ohr für die Probleme von Spielern“, „geht auf Leute zu und ist immer ansprechbar“. Qualitäten, die im heutigen Profi-Geschäft teilweise verloren zu gehen drohen. Und an diesen Qualitäten will Dirk Lottner auch in seinen aktuellen Aufgaben als Trainer umso konsequenter festhalten. „Junge Spieler haben heute oftmals zu wenig Zeit, sich persönlich weiterzuentwickeln. Wer mal einen Fehler macht, nicht rasch genug die erwartete Leistung bringt, muss zu schnell damit rechnen, dass er gleich rausfliegt. Aber der Charakter eines Spielers ist mindestens so wichtig wie sein fußballerisches Können, beides braucht Zeit, Geduld, gute Führung“. 

Sagt  Dirk Lottner, der seit seinem sechsten Lebensjahr zunächst  bei Rot-Weiß Zollstock spielte, dort früh lernte, sich im Wettkampf durchzusetzen bevor er 1985 zu Fortuna Köln wechselte und dort den Sprung in den Profi-Fußball schaffte. „Eigentlich wollte ich Lagerist werden. Ich hatte meine Ausbildung gerade erfolgreich abgeschlossen, da bot mir Fortuna Köln einen zwei-Jahres-Vertrag an. Zum Glück hatte ich einen Chef, der meine Lage gut verstand. Er meinte, wenn es mit dem Fußball nicht klappt, kommst du in zwei Jahren wieder zu unserer  Firma zurück“ lacht  der Mann, der heute mit seiner Familie glücklich in  Rondorf wohnt, aber doch meistens in der Fußballwelt unterwegs ist. 

Denn bekanntlich kam alles anders.  1997 wechselte der wachechte Kölner zu Bayer 04 Leverkusen, wo er sogar Champions-League-Erfahrung sammeln konnte. 1999 kam er dann endlich zur Geißbock-Elf. Lange Zeit führte er die Mannschaft auch als Kapitän auf das Spielfeld, so zum Beispiel im legendären Aufstiegsjahr 2000 unter Trainer Ewald Lienen. Sein letztes Spiel im Müngersdorfer Stadion krönte er 2004 mit einem sehenswerten Treffer und einer emotionalen Verabschiedung von „seinem FC“.

Seitdem ist ihm vor allem die Förderung des Fußballnachwuchses ein Anliegen: „In einer Millionenstadt wie Köln muss es doch viel mehr Talente geben“ war seine Devise. Deshalb eröffnete er  mit DFB-Fußball-Lehrer-Lizenz  im November 2014 seine eigene Fußballschule in Hürth. „Lottes Kicker“ wollen Erlebnisfußball statt Ergebnisfußball bieten. In der Soccer Arena in Hürth hat jeder Fußballbegeisterte  im Alter zwischen 6 und 15 Jahren die Möglichkeit, einmal  in der Woche neben seinem Vereinstraining unter der Leitung lizensierter Trainer ganz gezielt individuell zu üben, seine Technik, sein Passspiel oder seine Torschussqualität zu verbessern.  Das Angebot ist vielfältig – auch der Besuch eines Trainings der Bundesligamannschaft des 1.FC Köln gehört dazu.

Ob wöchentliches Zusatztraining, Feriencamps oder Vereinscamps, stets steht  in dieser Fußballschule  die Freude am Spiel im Mittelpunkt.  „Um das individuelle Potenzial eines Jugendlichen zu erkennen, muss er nicht jeden Tag auf dem Trainingsplatz sein. Weniger ist manchmal mehr. Denn mir ist es wichtig, dass jemand auch seine eigene Kreativität fördern kann“ ist Dirk Lottner überzeugt. Und hat damit offenbar Erfolg.  Denn einige seiner Sprösslinge haben bereits den Sprung zu renommierten Vereinen wie Borussia Mönchengladbach oder Alemannia Aachen geschafft.

Aber dies ist für ihn nicht das Entscheidende: Ihm kommt es darauf an, die Fußballvereine im Kölner Süden  wie etwa  den SC Rondorf mit seinem Angebot zu unterstützen und zu ergänzen. Mit diesen Vereinen würde er gern noch enger kooperieren – sozusagen als „Schnittstelle“. So gibt es bereits die Vereinscamps, bei denen die Trainer von Dirk Lottners Schule zum Verein kommen, mit diesen Trainingseinheiten auf dessen Gelände absolvieren. Dieses Konzept möchte man weiter ausbauen. „Den kleineren Vereinen müssen wir mehr denn je den Rücken stärken. Denn sie sind die wichtigste Basis für den Volkssport Fußball.“ An dieser Stelle wird der sportlich so Erfolgreiche  durchaus auch emotional, wenn er beklagt, dass die Fußball-Verbände des DFB  die Basis vernachlässigen: „ Für die Belange der kleinen Teams setzt sich dort niemand ein!“ Und dann haut der Ex- Profi noch eine weitere  Erkenntnis raus: „ Um die raren Talente gibt es ein immer brutaleres Hauen und Stechen. Das tut den jungen Spielern nicht gut! Dabei gehen Menschlichkeit, Offenheit, Charakter verloren“.  Er weiß, wovon er spricht: Beim  1. FC Saarbrücken hat der Coach eine ganz neue Mannschaft aufgebaut, damit zweimal hintereinander den Sprung in die dritte Liga nur ganz knapp verpasst. Die Folge: Die besten Spieler sind abgewandert – und der Trainer muss jetzt wieder neu aufbauen.

Bei solchen Betrachtungen verliert der erfahrene Profi  nicht den Blick für das größere Ziel: „Der deutsche Fußball war lange Zeit  internationales Vorbild. Dies ist vorbei.  Jetzt ist deshalb der Zeitpunkt, wo man manche Dinge kritisch hinterfragen muss. Was wir wieder stärker fördern müssen, sind starke Persönlichkeiten!“ Wer Dirk Lottner zuhört, spürt: Dieser Mann brennt noch immer für das runde Leder. Vielleicht kann er seiner geballten Energie auch eines Tages wieder in seiner Heimatstadt Köln freien Lauf lassen …..

Wer Näheres zu „Lottes Kicker – die Dirk Lottner Fußballschule“ wissen will, schreibt an

 info@lotteskicker.de

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