Eine von uns: Uta Maria Schütze

Sie ist eine Frau für alle Fälle, denn gleich ob Boulevard, klassische Rollen, Dramatik, Musical – das Repertoire der Schauspielerin Uta- Maria Schütze ist schier unbegrenzt: Am Mittwoch den 11. Dezember ist sie zum Beispiel im ZDF-Vorabendkrimi „ Heldt“ in einen heftigen Pflegeskandal verwickelt – und am Freitag, 20. Dezember moderiert sie im heimischen Rondorf besinnlich das große Adventskonzert der Dorfgemeinschaft. 

Natürlich. Auf dem adventlichen Kaffeetisch zuhause steht das berühmte Meissner Porzellan mit dem feinen blauen Zwiebelmuster. Sozusagen als ständige Erinnerung an ihre Geburtsstadt Meißen in Sachsen. „Unsere Porzelline“ nennt Uta-Maria Schütze lachend die weltbekannte Manufaktur. Und sächsisch kann sie selbstredend auch noch. Wenn es sein muss, hat sie ebenso den schwäbischen Dialekt drauf. Nur das rheinische klappt nicht so recht, obwohl sie doch seit Jahren in Köln wohnt und für „Die Anrheiner“, die kölscheste aller Fernsehserien, ebenfalls vor der Kamera gestanden hat. Und dann war da noch die „Lindenstraße“ oder die Rolle der Nachbarin Frau Wolf im „Tatort“. Oder. Oder. Oder. Wenn Uta-Maria Schütze dann in ihrem Aktenordner blättert, um frühere Projekte nachzuschauen, kann es passieren, dass sie durchaus einmal etwas durcheinanderbringt.

Aber eines stellt sie im SÜDBLICK-Gespräch ziemlich schnell klar: Ihre eigentliche Welt ist die Bühne, „auch wenn man im Fernsehen schneller bekannt wird und vielleicht mehr Geld verdienen kann!“ Wohin es sie später im Leben einmal ziehen würde, das wusste die erfolgreiche Mimin schon mit 14 Jahren, als sie nämlich im örtlichen Stadttheater der schönen jungen Maria Stuart beim Herz zerreißenden Abschied zusah, bevor diese zum Schafott geführt wurde. Da flossen auch bei der ergriffenen Schülerin unten im Saal reichlich Tränen. Zuhause stellte sie die dramatische Szene sogleich vor dem Spiegel nach und war überzeugt: „Uta- Maria, das kannst Du auch!“ Schon war es passiert. Selbstredend machte sie auch in der Oberschule beim Laienspielzirkel mit. Mit 16 stand sie erstmals für die berühmte DEFA vor der Kamera. Es folgte eine abgebrochene Buchhandelslehre und die Schauspielausbildung an der renommierten Hochschule Musik und Theater in Leipzig. Am Nationaltheater Weimar hatte die Arzttochter während des Studiums mehrere Auftritte, der Übung halber; es folgte sehr schnell ihr erstes festes Engagement am Theater Meiningen.

Ja und dann, dann geriet die junge Frau in die Mühlen zwischen Liebe und deutsch-deutscher Politik. Sie verliebte sich nämlich in Thüringen in einen Schauspielerkollegen aus Luxemburg, der am gleichen Theater arbeitete. Ein Jahr lang musste sie mit den Behörden um das amtliche „Ja“ zu einer Heirat kämpfen – dann entließ man sie nach etlichem hin und her der gemeinsamen Liebe wegen ins neutrale Österreich. Denn ein Übersiedeln in die „feindliche kapitalistische BRD“ kam für das Regime der DDR nicht in Frage. Mitten im Winter stellte sich die jung Vermählte an vier Tagen an vier Theatern der Alpenrepublik vor – das Landestheater Salzburg gab ihr 1969 den begehrten Vertrag. „In einer verplombten Eisenbahn zog ich mit Geschirr, Möbel, sonstigem Hausrat aus dem Arbeiter- und Bauernstaat aus, in der Tasche einen Pass der DDR und einen von Luxemburg“ erzählt sie. Und auch dies ist ihr in wacher Erinnerung geblieben: „Das wahnsinnige Herzklopfen, wenn ich später wieder einmal in die DDR reiste, um meine Verwandten zu besuchen. Beim Transit über die Grenze dachte ich jedes Mal, hoffentlich geht das gut und du kommst wieder heil raus!“

1971 landete sie dann doch in Westdeutschland, bei den Bühnen der Stadt Köln. Das Staatstheater Hannover, das Stadttheater Aachen, das Theater an der Kö in Düsseldorf, das Schauspiel Essen waren einige der weiteren Stationen. Mal spielte sie die Titelrolle in „Minna von Barnhelm“, mal Hamlets Mutter Gertrude, mal Amalia in Schillers „Räuber“, Marthe Rull in Kleists „Der zerbrochene Krug“ oder die Titelrolle in dem Musical „Kiss me Kate“, um nur einiges zu nennen. Aber am nachdrücklichsten bewegt hat sie die Figur der überaus gestrengen Schwester Aloysius in dem Bühnenstück „Zweifel” von John Patrick Shanley, die sie 40 Mal spielte. Die Inszenierung im Aachener Grenzlandtheater bildete eine überaus spannende Parabel über Kirche, Moral und Missbrauch und wurde als internationaler Filmerfolg mit Meryl Streep 2009 reihenweise mit Golden-Globe- und Oscar-Nominierungen gefeiert. Uta Maria Schütze findet: „Ein großes Thema, das bis heute nichts an Aktualität verloren hat!“ 

Nebenbei fand die viel Beschäftigte noch Zeit, als Dozentin für Rollenstudium an der Schauspielschule des Theaters der Keller in Köln den Nachwuchs zu fördern. Doch warum zieht es sie immer wieder magisch auf die Bretter, die die Welt bedeuten? „Es ist ganz wunderbar, ständig in neue, andere Figuren zu schlüpfen. Wo kann man so seine Emotionen ausleben, Gefühle raus lassen, selbst Wut laut hinausschreien – und wird dafür auch noch bezahlt?“

Es sind dabei die feinen Nuancen, das Hintergründige, was sie fasziniert. Und das Spiel mit der Sprache. Eines möchte sie nämlich nie: „Klischees bedienen. Dagegen will ich viel eher angehen!“ Und deshalb gehört ihre große Liebe auch dem Theater, wo man einen ganzen Abend lang Geschichten mit einer Intensität entwickeln könne, wie sie das Medium Fernsehen so nicht zulasse. 

„Wenn ich manchmal im Fernsehen sehe, was aus Dreharbeiten dann am Ende herauskommt und gesendet wird, bin ich doch immer wieder ganz schön überrascht!“ Und ihr Blick verrät: So etwas kann Dir im Theater nicht passieren!

Uta- Maria Schütze traut sich durchaus vieles zu. Nur eines nicht: „Als Comedian hätte ich wohl kein Talent“. Und auch dies räumt sie freimütig ein: „Einmal musste ich eine Prostituierte in der Zeit der französischen Revolution spielen. Bitte so etwas nie mehr wieder!“ Hat dieser Beruf auch einen Preis? „Naja“, kommt es dann nachdenklich, „eigentlich kann ich nie längerfristig mal Urlaub planen. Denn meist kommt dann wieder ein Engagement dazwischen“. Dabei liebt sie die Bergwelt über alles, sie ist aktiv im Deutschen Alpenverein.

Was wäre wohl aus ihr geworden, wenn nicht das Schauspiel sie so gefesselt hätte? „Vielleicht ein Leben als Naturforscherin, die neue Regionen in der Welt entdeckt und bereist“ kommt es nach kurzem Nachdenken aus ihr heraus. Und dann schränkt sie ein: „Aber wo gibt es heute noch unberührte Natur neu zu entdecken?“

Jetzt lebt Uta -Maria Schütze seit fast acht Jahren in Rondorf. Ausgerechnet an Weiberfastnacht 2012 ist sie hier eingezogen, unterstützt von einem Umzugshelfer, „der sich allerdings sehr beeilt hat, um sich am Nachmittag noch ins Gewühl stürzen zu können, während ich im Chaos meiner Kisten und Kasten da saß“, erinnert sie sich. Dass sie hier im Grünen wohnen kann, hat es ihr angetan. Hier wird sie auch Weihnachten feiern: „aber sehr ruhig – und ohne Kartoffelsalat!“ Auf das große gemeinsame Adventskonzert mit vielen Bewohnern aus Rondorf, Hochkirchen und Höningen in der Kirche Heilige Drei Könige in der Hahnenstraße am Freitag, 20. Dezember freut sie sich ebenfalls sehr und textet schon fleißig an ihren Moderationen. Vorher unterstützt sie noch die Dorfgemeinschaft bei der jährlichen großen Haussammlung. Es kann also sein, dass es demnächst bei Ihnen zuhause klingelt – und die Frau mit der Spendendose kommt ihnen irgendwie bekannt vor.

Ach so, Sie wollen noch wissen, was am 11. Dezember mit Uta-Maria Schütze im ZDF passiert? 

So viel sei hier schon verraten: Ein Mann wird vor seinem Kiosk von einem Vermummten zusammengeschlagen. Auf der Suche nach dem Täter lernt Kommissar Heldt die Mutter des Opfers kennen, Alberta Schmäle, dargestellt von Uta Maria-Schütze, die in diesem ZDF-Vorabendkrimi nach einem schweren Schlaganfall selbst pflegebedürftig ist. Und schon sind die Zuschauer mittendrin im Betrug in der Heimpflege. Der Fall nimmt immer größere Dimensionen an. Bald schwebt auch ein Arzt in Lebensgefahr! Doch sehen Sie selbst …

Und warum hat sich das ZDF für Uta-Maria Schütze entschieden, die in diesem TV- Drama als Beispiel steht für pflegebedürftige Menschen, denen oft nicht genug Zeit geschenkt werden kann und die oft einfach „ruhig gestellt werden“? Die Antwort der Produktionsfirma ist ein wunderbares Kompliment für die starke Charakterdarstellerin: „Wir haben uns für Uta-Maria Schütze in dieser Rolle entschieden, weil sie trotz der zu spielenden Bettlägerigkeit eine große Präsenz hat und viel Wärme ausstrahlt, was für unsere Titelfigur „Heldt“ wichtig ist, um an das Thema nah heranzukommen!“ 

Nah an die Zuschauer heranzukommen, das könnte auch das Lebensmotto dieser beliebten Schauspielerin mit den vielen Facetten sein.

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