Die drei glücklichsten Abiturienten von ganz Köln

„Ein bisschen nervös“ waren sie schon, ausgerechnet in diesen Corona-Ausnahmezeiten ihre Abschlussarbeiten zu schreiben. Aber sie haben es souverän geschafft: Gleich drei Töchter einer syrischen Flüchtlingsfamilie, die seit vier Jahren in Rondorf wohnt, haben jetzt gemeinsam am Irmgardis-Gymnasium ihr Abitur abgelegt. Herzlichen Glückwunsch! Sie sind zwar nur drei von mehr als 140.000 in ganz NRW, die damit nach all dem Hin und Her der letzten Wochen mit dem Reifezeugnis ihre Schullaufbahn beenden können, aber ihr Erfolg ist schon etwas ganz Besonderes. Denn vor vier Jahren sind sie aus Idlib, der am Heftigsten umkämpften Stadt ihrer Heimat, vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland geflüchtet und mussten dort ein ganz neues Leben beginnen.

Gemeinsam mit 49 anderen Landsleuten wagten sie damals über die Türkei die riskante Mittelmeerfahrt nach Griechenland, reisten mehrere Monate quer durch den Balkan, landeten schließlich in Köln. Am Gymnasium erzählten sie ihren Mitschülern immer wieder davon, wie die Kämpfer des IS damals in ihre Stadt eindrangen. Wie ihre Eltern versuchten zu verhindern, dass sie die Männer erkannten, um sie nicht zu verängstigen; wie sie dennoch durch die Fenster die schwarz Uniformierten genau beobachten konnten. Die meisten Einwohner flohen in der Folgezeit aus der Stadt. „Zunächst wussten wir nicht wohin. Dann entschieden wir uns für die nahe gelegene Türkei“, erinnern sie sich noch immer ziemlich genau. Nur mit ihrer Schultasche bepackt flohen sie mit den Eltern. 

Dass sie im Kölner Süden so überaus freundlich aufgenommen wurden, davon berichten sie besonders gern. Und das katholische Irmgardis-Gymnasium im Bayenthal, das die drei Mädchen aus Syrien im Herbst 2016 aufnahm, „war für uns genau das Richtige! Wir hatten gleich das ehrliche Gefühl, willkommen zu sein!“ blicken sie mit Freude und auch dankbar zurück. Auch wenn der Schulalltag recht hart war – vor allem deutsche Literatur empfanden sie als schwere Kost; dafür klappte es in den naturwissenschaftlichen Fächern umso besser. „Aber wir haben im Gymnasium von Anfang an neue Freunde gefunden“, so ihr Fazit.

Ihre Abiturprüfungen schrieben sie jetzt in Biologie, Englisch und Mathematik bzw. Mathematik, Erdkunde und Englisch. Und wie geht es demnächst weiter? Eine von ihnen strebt als Berufsziel Architektur oder Design an, ihre Zwillingsschwester denkt über einen Beruf im Gesundheitswesen nach, die Älteste visiert ein Studium der Politikwissenschaften an und engagiert sich schon heute bei der Caritas in der Integration ausländischer Mitbürger. „Wir haben in Deutschland viel Hilfe, Offenheit und Freundschaft erfahren. Dies möchten wir gern zurückgeben“, sagen sie übereinstimmend. Ihr vielleicht größter Moment kommt aber noch: Bei der feierlichen Zeugnisübergabe Ende Juni dürfen Leila, Leen und Shahd gemeinsam mit zwei Mitschülern die Dankesrede halten. 

Die Dorfgemeinschaft gratuliert allen Abiturientinnen und Abiturienten dieses ganz außergewöhnlichen Jahrganges sehr herzlich und ebenso allen anderen Jugendlichen, die jetzt erfolgreich ihren schulischen Abschluss erreicht haben. Für den weiteren Weg in Studium, Ausbildung und Beruf: Viel Erfolg!

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