Corona-Patienten berichten: „Ganz plötzlich war das Virus da!“

„Es begann mit Husten, Fieber, Gliederschmerzen. Dann blieb auch der Geschmackssinn weg. Es folgten vier lange, bange Wochen.“ Bewohner aus unserem Veedel berichten jetzt erstmals im SÜDBLICK über ihre COVID 19-Erkrankung. Denn auch in unserem Wohngebiet hat die Pandemie heftig zugeschlagen. Allein mehr als 30 schwere Fälle, darunter leider auch Todesopfer, sind hier in den letzten Monaten bekannt geworden. Und jetzt kommt der Winter mit einer neuen Welle, deshalb mahnen Experten zu verstärkter Vorsicht. Was ein Leben mit Corona bedeutet, berichten Betroffene aus Rondorf. hier 

Er ist erst 52 Jahre alt, ohne ernste Vorerkrankung. An einem Samstag im März bekam der Ingenieur, überzeugter Nichtraucher, immer heftigere Kopfschmerzen. Schon nach wenigen Stunden machte der ganze Körper schlapp. Weitere Symptome quälten ihn, das Fieber wurde heftiger. Was dann mit ihm passierte, schildert er im SÜDBLICK so: „Am Sonntag war ich schon total daneben. Das ist kein üblicher Infekt mit lästigem Husten dachte ich mir sofort.“ Zum Glück handelte der schlanke Mann aus Rondorf richtig. Er informierte den Betriebsarzt. Und der stellte schnell fest: Das Covid-19-Virus ist die Ursache! Seine erste Reaktion auf die Diagnose: „Irgendwie war ich sogar erleichtert, weil ich jetzt wenigstens wusste, woran ich war. Allerdings hatte man zu diesem Zeitpunkt noch wenig Erfahrung mit dieser neuartigen Erkrankung.“ Denn M. war einer der ersten, den es in unserem Wohngebiet erwischte. Das Tückische: Schon nach ein paar Tagen fühlte er sich wieder besser. Doch dann folgte ein zweiter Schub, und es wurde wieder genauso schlimm wie am Anfang und dies war sehr frustrierend.“ Hinzu kam, dass er auch seine Frau angesteckt hatte, bei der die gleichen Symptome festgestellt wurden. Für beide hieß es deshalb: Täglicher Kontakt mit dem Gesundheitsamt, laufende Kontrolle, penibel wurde ein Verlaufsprotokoll geführt. Strikte Quarantäne bedeutete nach Vorgaben des Gesundheitsamtes möglichst getrennte Zimmer und Mahlzeiten. „Ich durfte das Grundstück nicht verlassen. Doch zum Glück war das Wetter gut, und ich konnte mich irgendwann wieder auf der Terrasse im Freien aufhalten.“ Unterdessen besorgten hilfsbereite Nachbarn alles Lebensnotwendige. „Als ich dann nach vier Wochen erstmals wieder vor die Türe durfte, um selbst Brötchen zu kaufen, war dies ein unwahrscheinliches Glücksgefühl. Jeden, der mir begegnete, habe ich angestrahlt. Ich durfte wieder am Leben teilnehmen. Die aber dachten vermutlich, der ist ein bisschen verrückt!“, kann der sympathische Corona-Patient heute wieder über diese Wochen in seinem Leben ein wenig lachen. Er hatte in dieser Zeit aber auch Kontakt zu einer Bekannten, die es viel schlimmer getroffen hatte. Nach einem eigenen fälschlicher Weise negativen Testergebnis hatte sie ihre beiden Eltern angesteckt, die dann auf der Intensivstation um ihr Leben kämpfen mussten und heute immer noch stark unter den Folgen leiden. 

Doch eine Frage hat auch er immer noch im Hinterkopf: „Was ist mit möglichen Spätfolgen und Nebenwirkungen? Man hört viel, dass das Virus auch Nieren, Gehirn oder Blutgefäße befallen kann?“

Doch über den Umfang möglicher Spätfolgen kann ihm derzeit kein Mediziner eine verlässliche Antwort geben.

Deshalb schüttelt der wieder Genesene auch vehement den Kopf über jene, die leichtsinnig über die Gefahren der Pandemie hinweggehen: „Dafür habe ich kein Verständnis. Es ist vielleicht lästig, eine Schutzmaske über Nase und Mund zu tragen, aber das ist doch minimal im Vergleich zu den möglichen dramatischen Folgen einer Erkrankung. Und niemand hat sich ja das Virus ausgesucht!“ Und noch etwas hat der 52jährige Rondorfer aus dieser Krisenzeit gelernt: „Man wird insgesamt achtsamer!“ Eines hat er zudem – neben dem hohen Wert einer vertrauensvollen Nachbarschaftshilfe – besonders schätzen gelernt: „Wir haben zum Glück ein insgesamt recht gutes Gesundheitssystem, das selbst in solchen Krisensituationen stabil bleibt!“

Ich hatte Angst ich ersticke. Stellen Sie sich vor, Sie atmen tief ein, aber da kommt keine Luft mehr.“ So erinnert sich die 50jährige Lehrerin aus dem Norden unseres Veedels an jenen Samstag, als bei ihr akute Atemnot einsetzte. Schon Tage vorher musste sie schwer kämpfen gegen hohes Fieber, trockenen Husten, Schüttelfrost. Erst tippte der Arzt auf eine Bronchitis. Denn die Frau gehörte eigentlich nicht zu einer der einschlägigen „Corona-Risikogruppen“. Keine Vorerkrankungen. Regelmäßig sportlich mit dem Rad an der frischen Luft unterwegs. „Doch dann kam der totale Absturz. Alles tut auf einmal weh. Und ich dachte, ich schaffe es nicht mehr!“ schildert sie im SÜDBLICK-Gespräch den weiteren Verlauf ihrer Covid-19-Erkrankung, die leider erst nach ein paar Tagen durch einen Test entdeckt wurde. Vielleicht ein wenig zu spät, wie sie heute einräumt. „Ich weiß noch, wie meine Probe per Taxi ins Labor geschickt wurde, und dann nach längerem bangen Warten das Ergebnis kam.“ Zum Glück hatte sie in der ersten „Lockdown“-Woche noch genügend Vorräte eingekauft und konnte sich so in den vier Wochen der Quarantäne einigermaßen gut versorgen. Denn auch ihr Partner war ebenso heftig an Corona erkrankt wie sie; es deutete sogar alles darauf hin, dass er das Virus von einer Dienstreise nach Berlin eingeschleppt hatte. Denn mehrere Teilnehmer seiner Runde mussten danach mit den gleichen Symptomen in häusliche Isolierung. „In unserem Haushalt war ab jetzt nichts mehr so wie vorher. Der Hund war unsere einzige psychische Stütze!“ erzählt die Betroffene.

Auch wenn das alles inzwischen ein halbes Jahr her ist, kann die Rondorferin ihre ganz persönlichen Pandemie-Erfahrungen noch immer nicht vergessen. Im Gegenteil: „Manchmal habe ich auch heute noch Herzstolpern und große Angs vor Langzeitfolgen“, meint sie im SÜDBLICK-Interview. Und fügt hinzu: „Manchmal ist mir auch heute noch aus heiterem Himmel plötzlich ganz komisch zumute!“ Deswegen geht sie jetzt regelmäßig zur Genesenen-Ambulanz in die Universitätsklinik und nimmt an einer „Antikörper“-Studie teil, damit ihre Erfahrungen helfen, mehr über diese so bedrohliche Krankheit herauszufinden. Ihre ganz persönliche Bilanz: „Niemand sollte diese Gefahr unterschätzen. Wir alle sollten mit mehr Demut und Fürsorge aufeinander achten!“

Was der Lehrerin Sorgen macht, sind die Folgen der Ausnahmesituation für ihre Schüler. „Die allermeisten gehen sehr verantwortungsbewusst damit um. Und sind dankbar dafür, dass sie nach wochenlanger Isolation zuhause wieder die Gemeinschaft in der Klasse erleben dürfen. Aber ich beobachte auch viele negative Folgen wie Konzentrationsprobleme und Ängste. Unseren Jugendlichen haben die Monate der Schulschließungen schon jetzt großen Schaden zugefügt. Deshalb müssen wir alle durch konsequente Beachtung der bekannten Hygieneregeln dazu beitragen, dass sich eine solche Situation nicht mehr wiederholt!“ appelliert sie an die „erschreckend hohe Zahl“ derer, die immer noch nicht recht an die Realität der Pandemie glauben wollen.

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