Corona-Nachrichten aus Rondorf

Corona I: Die gute Nachricht

Vor rund einem Monat haben wir die Aktion zum Nähen von Schutzmasken ausgerufen. Nachdem findige Juristen schon bald einen Grund für Abmahnungen gefunden hatten, wurde schnell eine Umbenennung in „Mund-Nase-Behelfsmasken“ vorgenommen. Im weiteren Verlauf werde ich allerdings einfach den Ausdruck Maske benutzen. Die erste Woche war geprägt von zahlreichen Anfragen, aber kaum Angebot. Zudem stand relativ schnell die Diskussion im Raum, dass diese Masken „ja eh nichts bringen“. Nachdem einige fleißige Dorfbewohner ihre ersten Exemplare lieferten und eine ganz engagierte Hürther KFD-Gruppe in die „Großproduktion „ eingestiegen war, konnten wir immer größere Teile der bereits mehrseitigen Warteliste bedienen. Doch relativ schnell wurde klar, dass alleine Privatpersonen nicht den Bedarf decken konnten. So nahmen wir Kontakt zu verschiedenen Schneiderein auf, die durch Auftragsausfälle über jeden Job froh waren. Dadurch mussten wir unsere eigentliche Idee, die genähten Masken gegen einen Obolus von 10 Cent einzukaufen und gegen eine Spende von mindestens 2,50 abzugeben etwas modifizieren. Die Schneidereien boten die Masken für 2,50 an und wir gaben sie gegen eine Spende von mindestens 5 Euro ab. Mit dem Hintergedanken, eine gute Tat für das Dorf zu verrichten, gab es leider auch Unmut. Von einer Beschimpfung, die 10 Cent wären eine moderne Sklaverei bis zu Beschwerden, dass bei der Wäsche die Maske abgefärbt und die restliche Wäsche versaut hätte. Dennoch bleibt durch die Aktion ein gutes Gefühl, dass wir bisher über 600 Masken vermitteln konnten und eine Spendensumme von annähernd 2000,- sammeln konnten. Die Aktion läuft weiter auf Hochtouren, wir nehmen Masken und Anfragen weiter an. Mittlerweile wird auch allgemein anerkannt, dass eine selbstgenähte Maske besser ist als gar keine Maske. Und in den nächsten Tagen werden in Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft die Empfänger des Geldes beschlossen, welche durch die Corona-Pandemie eine Hilfsbedürftigkeit erfahren mussten. Wir bedanken uns bei allen fleißigen Näherinnen und auch Nähern, die selbstlos einen kleinen Teil zur Eindämmung der Pandemie beigetragen haben.

Dominik Straub
Dreikönigen Apotheke

Corona II: Die schlechte Nachricht

Seit Wochen hören, sehen und lesen wir in den Medien von Experten, Halbexperten und Nichtexperten zu allen Fragen rund um das Coronavirus die verschiedensten Aussagen. Manche widersprechen sich, manche versteht man nicht und manche sind ganz logisch, werden aber auf Entscheiderebene nicht ernstgenommen. Aus diesem Grund folgen ein paar häufig gehörte Aussagen und Fragen aus dem Dorf mit möglichst praktikablen Antworten.

Masken tragen oder die Maskenpflicht bringt nichts!

Keine der gängigen Masken und Mundschutze bieten einen 100% Schutz vor einer Ansteckung, was auch kein Ziel des Tragens darstellt. Das Tragen eines Schutzes soll lediglich die Verbreitung von ausgeatmeten oder ausgehusteten Viruspartikeln verringern und den direkten Kontakt von „umherfliegenden“ Viruspartikeln mit der Nasen- und Mundschleimhaut reduzieren, wenn ein ausreichender Sicherheitsabstand zu anderen Personen nicht möglich ist. Außerdem hilft eine Maske, dass wir nicht unbewusst mit den Fingern im Gesichtsbereich hantieren. Der geforderte Mindestabstand von 1,5-2 Metern ist dabei höchstens ausreichend, wenn ein normal-lautes Gespräch stattfindet. Bei lautem Lachen oder sogar Nießen muss mit Übertragungsabständen von teilweise über 5 Meter gerechnet werden. Außerdem besteht in nicht gelüfteten Räumen die Möglichkeit, dass Virus-partikel über einen Zeitraum von über 30 Minuten in der Luft „schweben“ können. Jede Aussage, die gegen ein Maskentragen in Geschäften oder in geschlossenen Räumen mit mehreren Personen gerichtet wird, ist in der aktuellen Situation unverantwortlich. Solange es Mitbürger gibt, die immer noch nicht verstanden haben, dass man im Supermarkt in die Armbeuge nießen sollte, ist die Maske unentbehrlich.

Welche Unterschiede gibt es bei Masken und Mundschutz und müssen diese gereinigt werden?

Die vorhandenen Masken, Mundschutze und andere Stoffvarianten können grob wie folgt eingestuft werden:

  • Schal, Tuch, usw. : Geringer Eigenschutz, eingeschränkter Fremdschutz
  • Medizinischer Mundschutz 3-lagig: Eingeschränkter Eigenschutz, eingeschränkter Fremdschutz
  • Selbstgenähte Masken: Eingeschränkter Eigenschutz, eingeschränkter Fremdschutz
  • FFP-2 und FFP-3-Masken ohne Ventil: Höherer Eigenschutz, höherer Fremdschutz
  • FFP-2 und FFP-3-Masken mit Ventil: Höherer Eigenschutz, geringer Fremdschutz, diese Masken sind nicht für Infizierte zu empfehlen.

Prinzipiell sind alle Produkte Einmalutensilien. Da dennoch die meisten Produkte verständlicherweise mehrmals genutzt werden, gibt es einige Empfehlungen, welche natürlich nicht medizinischen Standards entsprechen:

  • Waschbare Produkte sollten mit Seife bei mindestens 60 Grad gewaschen oder sehr heiß gebügelt werden.
  • Nicht-waschbare Produkte können –je nach Material – im Backofen bei mind. 60 Grad für ca. 20 Minuten erwärmt werden
  • Falls beides nicht möglich ist, so besteht die Möglichkeit der gründlichen Desinfektion mit entsprechenden Flächen- und Materialdesinfektionsmitteln.
  • Die „Reinigung“ sollte bei Gebrauch täglich erfolgen.

Es sollte Jedem bewusst sein, dass es nicht darum geht für die kommenden paar Tage einen einzelnen Mundschutz für den Supermarkt zu erwerben. Jeder Bürger wird sich in den nächsten Monaten an das Tragen eines Schutzes gewöhnen müssen, weshalb ein wiederverwendbares Produkt aus Kostengründen empfehlenswert ist.

Über einen Schnelltest kann ich herausfinden, ob ich schon immun bin.

Im Internet und in diversen Geschäften sind mittlerweile Schnelltests erhältlich, die mit einem Tropfen Blut aus dem Finger das Vorhandensein von Antikörpern und damit die bestehende Immunität vorhersagen sollen. Diese Tests können erst 8-15 Tage nach einer bestehenden Infektion eine Aussage anzeigen. Außerdem reagieren sie auch auf verschiedene andere Corona-Viren, die seit Jahren bekannt sind und auch in Deutschland vertreten waren. Die Aussagekraft der derzeit vorhandenen Schnelltests sollte sehr skeptisch gesehen werden. Ich rate von einem Kauf ab.

Ich habe Covid-19 überstanden und bin jetzt immun!

Es ist nicht eindeutig nachgewiesen, dass nach Genesung eine Immunität besteht und eine weitere Ansteckung bzw. eine Übertragung an Dritte unmöglich ist.

Die Maskenpflicht und die ganzen Kontakteinschränkungen sind ja nur vorübergehend und hoffentlich bald vorbei! Es wird ja schon ein Impfstoff entwickelt!

Ein großer Irrglaube! Verschiedene Medikamente werden derzeit im sogenannten Off-label-use, also außerhalb der eigentlichen Zulassung in Krankenhäusern bei Erkrankten getestet. Nach dem aktuellen Stand der Studien sind die Erfolge enttäuschend oder die Nebenwirkungen recht ausgeprägt. Die Zulassung eines geeigneten Wirkstoffes für ein Medikament gegen Covid-19 ist demnach aktuell nicht so schnell zu erwarten. Dringender sollte ein Impfstoff gefunden werden, um effektiv die Pandemie einzudämmen. Hier werden in den Medien Hoffnungen geweckt, die leider relativiert werden müssen.
Der Weg bis zum Impfstoff ist langwierig: Wenn ein Wirkstoff die vorklinischen Untersuchungen in Zellkulturen und im Tierversuch positiv durchlaufen hat, beginnen die klinischen Studien, die derzeit bei mehreren Pharmaunternehmen geplant werden. Die erste Studienrunde findet dabei mit gesunden Probanden mittleren Alters statt und für die Durchführung müssen mindestens 3 Monate einkalkuliert werden. Sollten diese Tests positiv verlaufen, beginnt eine weitere Testrunde mit gesundheitlich Beeinträchtigten bzw. Risikopatienten, die wiederum mindestens 3 Monate in Anspruch nehmen wird. Sollten auch diese Tests positiv verlaufen, so könnte ein verkürztes Zulassungsverfahren durchgeführt werden, was unter den besonderen Bedingungen vielleicht auf ein paar Wochen reduziert werden könnte. Alle diese Prozedere dauern im Normalfall mehrere Jahre. Mit ganz vielen Ausnahmen, Sonderregeln und viel Glück befinden wir uns jetzt im Oktober oder November 2020. Nun erfolgt die Produktion des Impfstoffes für Deutschland (ca. 50-60 Mio. Einheiten), für die EU (ca. 250 – 300 Mio. Einheiten), für Europa und Nordamerika ( ca. 600 – 700 Mio. Einheiten). Die Produktion dieser Mengen wird mehrere Monate dauern, wenn alles perfekt läuft. Vor dem Sommer 2021 bis Herbst 2021 wird es also keine Massenimpfung geben können. Und darin liegt das große Problem. Es gibt kein Medikament, es gibt keinen Impfstoff und wir können alle Risikopersonen nicht bis Mitte 2021 wegsperren. Auch wenn es kein Politiker aussprechen möchte, aus medizinischer und ethischer Sicht werden wir uns alle damit abfinden müssen, die nächsten 12 bis 15 Monate mit Kontakteinschränkungen und mit dem Tragen von Masken oder Mundschutze leben zu müssen. 

  • Wie verhalte ich mich denn nun richtig?
  • Gehen Sie mit gesundem Menschenverstand durch den Tag
  • Regelmäßig Hände mit Seife waschen.
  • Abstand halten, mindestens 2 Meter.
  • Nießen in die Armbeuge.
  • Nicht mit den Händen im Gesicht hantieren.
  • Maske oder Mundschutz in Gesellschaft tragen.
  • Unnötige Kontakte vermeiden.

Dominik Straub
Apotheker und Hochschuldozent für Gesundheitswissenschaften

1 Antwort
  1. Peter Bach
    Peter Bach sagte:

    „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu“
    Diese sogenannte goldene Regel, ein hypothetischer Imperativ verfolgt den Zweck, Dinge zu vermeiden, die man für sich selbst nicht will.
    Aus diesem Denkansatz ist diese Regel nach meiner Meinung bestens geeignet, das Tragen von Mundschutz zu empfehlen, denn wenn ich den anderen durch das Tragen eines Mundschutzes einigermaßen vor einer Ansteckung schütze und er das Gleiche für mich tut ist uns beiden geholfen.

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