Willkommen bei Freunden: Mai-Lan mag auch Schnitzel
Unser Veedel ist international und bunt: Hier leben Menschen aus 96 Nationen. Jeder dritte aus unserem Wohngebiet hat einen Migrationshintergrund oder ausländische Wurzeln. In einer lockeren Folge stellt der SÜDBLICK einige von ihnen vor: Woher sie kommen, wie sie heute leben. Was ihnen in ihrem Alltag bei uns in Rondorf, Hochkirchen, Höningen auffällt. Heute: Mai-Lan. Sie hat eine wunderbare Idee, denn sie will in ihrem Rondorfer Restaurant „Alte Post“ einen syrischen Flüchtling zum Koch ausbilden. Sobald Corona ihr wieder ihren Alltag zurückgibt.
Ihr Vater ist Anfang der 70er Jahre mit zwei Freunden im Alter von gerade mal 15 Jahren aus Hong Kong nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten. Mai-Lan Herold-Ho selbst ist in Deutschland geboren. Im März letzten Jahres hat die 36-jährige das Traditionshaus „Zur Alten Post“ an der Kapellenstraße übernommen. Sie hatte viele Pläne, das Restaurant mit neuen Ideen zu beleben. Doch der Zeitpunkt für den Start war denkbar schlecht. Denn die Corona-Pandemie wirbelte alles durcheinander. Sie war noch mitten in den Startvorbereitungen, da mussten die gastlichen Räume wegen des generellen Lockdowns geschlossen werden. Doch die Gastronomin wollte nicht so schnell aufgeben und schaltete um auf „Take Away“ und Lieferservice. Heute erzählt die tüchtige Frau: „Da uns unsere Stammgäste die Treue gehalten haben, wir auch über Restablo.de und über Lieferando.de liefern, können wir trotz der langen Schließung die Küche doch so weit auslasten, dass wenigstens die anfallenden Rechnungen bezahlt und weiter Ware eingekauft werden kann.“
Zuversichtlich blickt Mai-Lan trotz erheblicher Probleme nach vorn: „Mein Vorbild ist mein Vater. Durch Fleiß und unbeirrbaren Willen hat er sich hochgearbeitet und irgendwann selbst Restaurants eröffnet. In seinen besten Jahren war er an vier gut laufenden Häusern mit gehobener Küche beteiligt, von denen er eines als Küchenchef zusammen mit meiner Mutter allein betrieb.“
Das spornt jetzt die Tochter an. Sie selbst ist nicht nur in Deutschland geboren, sie fühlt sich auch deutsch, wie sie sagt. „Anfeindungen aufgrund meines kulturellen Hintergrundes habe ich selten bis noch nie erlebt.“ Im Gegenteil: In Rondorf fühlt sie sich ausgesprochen wohl. Früher hatte sie mit ihrem Team in Hochkirchen den Asia Streetfood Imbiss „Green Dragon“ betrieben und sich durch ihre Gastfreundschaft einen großen Bekanntenkreis und auch viele Stammgäste erworben. Das hilft ihr jetzt natürlich sehr. Bis nach Godorf, Immendorf, Hahnwald, Meschenich bietet sie heute ihre verschiedenen Schnitzelgerichte, Asiatisches, wie die selbstgemachte große Frühlingsrolle, die Asiabox mit gebratenen Nudeln oder gebratenem Reis, die knusprige Ente mit Curry- oder Süß-Sauer-Sauce, und vieles mehr, frei Haus an. Im Gegensatz zu vielen anderen asiatischen Restaurants bietet Mai-Lan auch vegane und glutenfreie Gerichte an. „Unsere asiatischen Gerichte sind bei Verwendung spezieller glutenfreier Basissaucen sehr leicht auch glutenfrei oder vegan zu kochen“, sagt Mai-Lan mit einem gewissen Stolz, denn das ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ihrer Küche und wird von vielen Gästen dankend angenommen.
Schon denkt Mai-Lan voller Hoffnung über die weitere Zukunft nach. Und hat dabei eine großartige Idee. Bereits seit einem Jahr hat sie einen jungen Syrer, der vor fünf Jahren aus Aleppo geflüchtet ist, als Mitarbeiter für die Küche eingestellt. Jetzt will sie ihn in ihrem Rondorfer Restaurant „Alte Post“ zum Koch ausbilden. Sobald Corona ihr wieder ihren Alltag zurückgibt. „Er hat mir einmal erzählt, dass er so gerne Beikoch werden möchte. Als ich mein Restaurant dann eröffnet hatte, war er arbeitslos. Ich habe ihn sofort für die „Alte Post“ engagiert“, erzählt die Restaurantbetreiberin. Eine gute Entscheidung, findet sie nach einem Jahr.
Denn in all den schwierigen Monaten hat sich der sympathische junge Mann „als überaus eifrig, zuverlässig, verständig und engagiert gezeigt. Er kocht mittlerweile die meisten Speisen selbstständig und ist eine echte Stütze für mich in der Küche“, erzählt Mai-Lan dem SÜDBLICK. Es finden derzeit Gespräche mit der IHK Köln statt; denn, falls Corona ihr keinen Strich durch die Rechnung macht „und uns nicht noch schlimmer zusetzt“, soll der Syrer ab Anfang August hier einen Vertrag für eine Ausbildung zum Koch erhalten. Nach dreijähriger Lehre sind der Gesellenbrief und der Realschulabschluss das Ziel.
„Er wird von meinem Team und mir auch in Zukunft jede nötige Unterstützung erhalten“, versichert die Deutsch-Chinesin und gibt so ein großartiges Beispiel nicht nur ihrer eigenen gelungenen Integration, sondern auch ihrer Offenheit für andere Zuwanderer. „Aber für seinen guten Start in Deutschland ist der künftige Azubi Aziz überwiegend durch seinen Fleiß und sein Engagement allein verantwortlich“, betont Mai-Lan.
Sie braucht jetzt vor allem eines: Daumendrücken, dass die „Alte Post“ mit ihrer kleinen Mannschaft bald wieder voll durchstarten kann. Die Gaststätte selbst verfügt über 76 Sitzplätze sowie eine Bar mit Stehtischen. Sobald öffentliches Leben wieder möglich ist, soll ebenso der kleine Saal wieder für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Und auch die Kegelbahn lädt dann wieder Vereins- wie Freizeitkegler ein. Und der Außenbereich? „Wenn der Sommer kommt, wäre dort vieles möglich, Begegnungen, Feste. Gerne würden wir Musiker zu Auftritten einladen, damit endlich wieder fröhliches Leben in unseren Ort zurückkehrt“, hofft die Chefin.
An Rondorf gefällt ihr der eher dörfliche Charakter, den es sich trotz der Nähe zur Großstadt Köln bewahrt hat. „Vor allem aber die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen in und um Rondorf. Natürlich ist die gute Infrastruktur wie die Nähe zu den Industriegebieten und zum Großmarkt, die gute Autobahnanbindung ein großer Vorteil für einen Gastronomen“, meint Mai-Lan. „Und trotzdem verfügt das Veedel über sehr viele Grünanlagen. Man kann sich hier nur wohl fühlen.“
Und wie denkt sie über das Neubaugebiet Nordwest, das in den kommenden Jahren ganz in der Nähe entstehen wird? Da kommt wieder ihr großer Optimismus zum Vorschein: „Dies schafft natürlich mittelfristig eine gute Aussicht, neue Gäste zu gewinnen. Außerdem rückt die Örtlichkeit Rondorfer Straße/Ecke Kapellenstraße durch die geplanten Baumaßnahmen eher ins Zentrum, was ja auch nur gut fürs Geschäft sein dürfte.“
Kontakt: Gaststätte „Zur Alten Post“, Rondorfer Hauptstraße Str. 22, Tel.: 02233-9491955, E-Mail: zap@email.de, Infos: zur-alten-post-by-green-dragon-restaurant-koeln.eatbu.com
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