Meine Straße: Der Birkenweg.

Elegant und lässig. So schlängelt sich der Birkenweg am östlichen Ortsrand von Rondorf entlang. Er wurde im Lauf der Jahre immer länger. Irgendjemand hat genau nachgemessen: Heute sind es stolze 813 Meter. Dahinter sehr viel Grün: Felder und Wald. Und mitten in dieser äußerst gepflegten verkehrsberuhigten Straßenzeile hat auch Karl-Heinz Muhs seit 18 Jahren sein Domizil. Wie es sich dort lebt? Dem SÜDBLICK hat er seine Lieblingsstraße gezeigt.

Beruflich bedingt bin ich mit meiner Familie schon 1995 nach Rondorf gezogen. Alles war dort damals noch recht überschaubar. In der Landsberger Straße sind wir für eine Bleibe schnell fündig geworden. Die Nähe zum Arbeitsplatz, die Einkaufsmöglichen in und rund um Rondorf, Infrastruktur wie Kinderärzte, Grundschule und der Grüngürtel sowie ein Angelgewässer in der Nähe (die ehemalige Kiesgrube Thelen) waren überzeugende Argumente für Rondorf.

Schon damals tauchten Gerüchte auf: Eine Umgehungsstraße soll kommen. Sogar eine schnelle S-Bahntrassenführung von der City über Rondorf nach Meschenich wurde diskutiert. Dazu ein neuer Dorfmittelpunkt irgendwo gegenüber der Kiesgrube Thelen. Dies alles klang sehr verheißungsvoll für meine Ohren. Spätestens die Sportvereine in Rondorf bestärkten meine Familie darin, dass Rondorf im Kölner Süden die richtige Wahl ist. Irgendwann war ich nicht mehr nur mit meiner Frau verheiratet, sondern auch dem TuS Rondorf. Außerdem noch ein weiterer Pluspunkt: Irgendwie war man in Rondorf „auf dem Land“ aber doch in unmittelbarer City Nähe. Was gibt es Besseres?

Als im Jahr 2000 im Birkenweg ein Bauabschnitt mit mehreren Doppelhaushälften beworben wurde stand bald unser Entschluss fest, aus der Mietwohnung in eigene vier Wände zu ziehen. Ganz in der Nähe der Ecke Birkenweg/Am Höfchen fand sich für uns das richtige Plätzchen. Bereits in der Rohbauphase lernten wir hier unsere „alteingesessenen“ und neuen Nachbarn kennen und unsere Kinder hatten auf dem „Bauspielplatz Birkenweg“ jede Menge Spaß – über viele Jahre hinweg. 

2001 war es dann soweit. Im Oktober stand unser Häuschen als eines der ersten im Bauabschnitt. Fehlende Straßenverbindung und matschige Stichwege machten den Umzug zwar zu einem Outdoor-Abenteuer, das wurde aber durch hilfsbereite Nachbarn mehr als wettgemacht. In der Anfangszeit wurden noch zwei größere Birkenwegstraßenfeste organisiert. Dies reduzierte sich aber im Laufe der Zeit leider zu kleinen Stichwegfesten. Deshalb wäre es an der Zeit, jetzt mal wieder richtig gemeinsam miteinander zu feiern.

Auf Initiative der Neuanwohner wurde die Straße im Zuge der Kernsanierung zum Glück verkehrsberuhigt angelegt. Nirgends schneller als 30 km/h! Bei gefühlt hundert Kindern U6 ein richtiger Entschluss, auch wenn es fast bis zum Teenageralter dieser Kids dauerte, bis der Birkenweg (neuer Teil) endlich fertig gestellt war. Heute parken hier nicht mehr 100 Bobby Cars, sondern gefühlt 100 Zweit-, Dritt- und Viertfahrzeuge – Kids und Teens werden nun mal erwachsen und mobil. Und die Parkplatzsuche fördert auch die Kommunikation. In den fast 20 Jahren sind seitdem viele der Erstbewohner schon wieder weggezogen; dafür beleben die ersten neuen „Kurzen“ der nächsten Generation das Straßenbild – wunderbar. 

Der Birkenweg in Rondorf besteht inzwischen aus drei Teilstraßen; das merkt jeder, der mal von oder zur Autobahn über die Straße „Am Wasserwerk“ fahren will. Der Birkenweg ist „Anwohner frei“, jeder Abschnitt für sich! Gefühlt hält sich daran kein Mensch, und unseren verkehrsberuhigten Straßenabschnitt mit „Fußgängertempo“ erkennt man auch nur an den Verkehrsschildern. Gerade morgens und nachmittags ist hier richtig Rushhour mit Geschwindigkeiten teils knapp über 50 km/h.

Am Birkenweg gefällt mir persönlich, dass es hier ruhig ist – das richtige zum Entspannen nach Feierabend und am Wochenende. Überdies bin ich in drei Minuten im berühmten Grüngürtel. Und: wir leben auf einer Hallig; Hochwasser wie in anderen Straßen rauscht an uns vorbei. 

Was wird uns die Zukunft bringen? Wenn das neue Wohngebiet Rondorf Nord-West kommt, wird es bestimmt deutlich lebhafter am gemütlichen Birkenweg. Dann wiederum denke ich zurück an das Jahr 1995 und sage mir: Bei den bekannten Bau- und Erschließungsgeschwindigkeiten werden wohl noch ein bis zwei Generationen ins Land ziehen, bevor es soweit ist.

Auch im Nachhinein betrachtet war für meine Familie der Entschluss richtig, im Kölner Süden in Rondorf sesshaft zu werden und hier nicht nur zu wohnen, sondern auch zu leben. Und ich weiß, so sehen das auch die anderen „Birkeneinwohner“ so. Für mich sind sie ( fast )alle wie gute Freunde geworden.

Im nächsten SÜDBLICK sind wir zu Gast in der Habichtstraße. Wollen Sie uns Ihre Straße auch einmal ganz persönlich vorstellen? Welche Alltagserlebnisse verbinden sich damit? Zeigen Sie uns so die Vielfalt Ihres Wohngebietes! Schreiben Sie an: newsletter@dorfgemeinschaft.koeln.

Meine Straße: Sesamstraße

Alle Welt kennt diese Straße. Wirklich? Anwohnerin Ulrike Neuss hat  da ihre ganz eigenen Erfahrungen gesammelt. Als sie 1990 in die Sesamstraße zog, ahnte sie nicht, welche lustigen Erlebnisse sie und ihre Familie dort erwarten würden. 

Schon die Geburt unserer Tochter Katrin stand unter dem Motto: „Ein Baby für die Sesamstraße“. Als Geschenke kamen prompt Kekse für den großen Bruder, diverse Sesamstraßenstrampler fürs Baby und Ernie, Bert und Tiffy- Figuren. Sesamstraßenposter zierten bald die Türen der Kinderzimmer und die Hasen im Garten erhielten  die Namen Samson, Oskar und Tiffy. Bei teuren Einkäufen wie Schrank, Fernseher, Auto, ja sogar beim Termine vereinbaren mussten wir uns erst ausweisen, weil niemand uns glaubte, dass wir in der Sesamstraße wohnen, sondern dies  allenfalls für einen schlechten  Scherz hielten. Oder gar einen echten fake.

Vor allem unsere Kinder wurden nicht ernst genommen, wenn sie ihre Adresse angaben. Richtig hart traf es unseren Sohn Christoph im Alter von drei Jahren: Er war ausgebüchst und machte einen „selbständigen Spaziergang“ durch die Umgebung.  Ergebnis:  Er landete bei einer Polizeiwache. Der Polizist meinte dort gestreng zu uns: „Lassen Sie Ihren Jungen nicht so viel fernsehen, er behauptet schon, er wohne in der Sesamstraße. Bringen Sie ihm lieber mal die richtige Adresse bei!“

Beim 25jährigen Jubiläum der Sesamstraße im Februar 1998 stand unser Telefon nicht mehr still; Funk und Fernsehen standen vor der Tür. Jeder wollte die echten Kinder aus der Sesamstraße kennenlernen. Sogar zu einer RTL-Liveshow wurden wir eingeladen. Es wurden Filme gedreht, die Kinder  waren Krümelmonster, wurden in Mülltonnen gesteckt, sollten mit Quietsche Entchen in der Badewanne planschen und so weiter. Es gab einen riesigen Berg an Fanpost und Eltern von überall her pilgerten mit ihren Kindern nach Hochkirchen in die damals einzige Sesamstraße Deutschlands, um Fotos mit dem berühmten  Straßenschild zu machen. Was sie alle nicht wussten: Eigentlich  hat unsere Straße gar nichts mit der Fernsehserie zu tun, die ja in Hamburg produziert wird. Unsere idyllische Sackgasse mit neun Flachdach-Reihenhäusern liegt vielmehr im ruhigen Märchenviertel in Hochkirchen und der Name stammt von dem Satz „Sesam öffne Dich“ aus dem Märchen Ali Baba und die 40 Räuber. Doch alle Kinder unseres kleinen Weges sind bis heute stolz auf ihre Sesamstraße, die 1978 entstanden ist. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter. Im Mai schenkte uns Katrin eine 

„Enkelin für die Sesamstraße“. Alle Nachbarn fühlen sich wohl hier. Wir kennen einander und es ist selbstverständlich, dass wir aufeinander achten und gegenseitig aufpassen. Bei uns kann man wunderbare Dinge sehen: Eichhörnchen hüpfen von Ast zu Ast, oft auch mit ihren Jungen. Viele Vogelarten nisten hier. Ein Igel wandert von Garten zu Garten. Die Vorgärten zum Nachbarschaftsplausch. Nur die inzwischen viel zu hohen Bäume machen einem  manchmal das Leben schwer: Sie wurzeln unter die Garagen und die Tore bekommt man kaum noch zu. Schlimmer war, dass vor 15 Jahren das Hochwasser in die Souterrain-Räume schwappte. Aber auch das haben wir in guter Nachbarschaft überstanden.

In der nächsten Ausgabe Anfang September besuchen wir den Birkenweg. Wollen  Sie uns Ihre Straße auch einmal ganz persönlich vorstellen? Welche Alltagserlebnisse verbinden sich damit? Zeigen Sie uns so  die Vielfalt unseres Wohngebietes! Schreiben Sie an:  newsletter@dorfgemeinschaft.koeln.

Meine Straße:  Der Uhuweg

Hier drehten einmal Raubvögel ihre Kreise und hüteten Schäfer ihre Herde. Bis dort die „Holländische Siedlung“ entstand. Der Uhuweg wurde so für Tom Grothkopp und seine Familie eine Chance, mit vielen anderen  Menschen gemeinsam neu zu starten. Die  Fußballfeste sind noch immer legendär. Doch leider geriet die beschauliche Siedlung einmal auch in die Negativschlagzeilen.

 

„Römerhof“ nannte die Bauträgergesellschaft Wilma die Neubausiedlung Uhuweg, die in den 1990er Jahren zeitlich zwischen Waldkauzweg und Merlinweg entstand. Reste dieses Hofes soll es östlich der Siedlung unter dem Spargelfeld geben. Ende 1995 gehörten wir zu den ersten Siedlern inmitten einer Brache, über der damals noch Lerchen sangen, Raubvögel ihre Kreise drehten und der Schäfer mit Hund und Herde zog. Mit dem Aushub der Häuser wurde der Autobahnwall errichtet, mit zunehmender Bebauung gingen Lärmbelastung und der Blick auf Raffinerie zurück.

 

In den Uhuweg zogen viele aus ganz Deutschland zugereiste Familien. Die meisten kamen aus beruflichen Gründen, viele wählten den Standort, um bequem zur Arbeit zu kommen, für manche, um über die nahe Autobahnauffahrt schnell in Bonn oder gar Düsseldorf zu sein. Für uns war es eine Chance, dass viele Menschen miteinander neu starteten, sich schnell Bekanntschaften schlossen, Freundschaften entstanden. Zumal die meisten mit Kinderwünschen und jungen Kindern in den Uhuweg zogen, Eltern gemeinsam zusahen oder mitspielten.

 

Unsere Kinder hatten eine wunderschöne Zeit, konnten herrlich auf der Spielstraße ihre Runden drehen, spielen, kreativ sein. Wir als Eltern fanden schnell zueinander. Nachbarschaftshilfe war großgeschrieben, Feiern, Straßenfeste und die berühmten Bauten für die gemeinsamen Fußballereignisse sind legendär. Ein Trupp fährt noch heute gemeinsam zu europäischen Austragungsländern von Fußballmeisterschaften.

 

Mittlerweile sind die Kinder im Studium, im Beruf, die gepflasterten Flächen erscheinen überproportioniert, die Autos werden immer zahlreichen und üppiger, die Kommunikation zwischen den Nachbarn selektiver, der Wettbewerb, „wie sichere ich mir den Parkplatz genau vor meinem Haus“ findet täglich statt. Der Uhuweg reiht sich in die Bürgerlichkeit vieler anderer Straßen ein, die einstmals als Siedlung mit Gemeinsinn begonnen hatten.

 

Als „Holländische Siedlung“ wurde der Uhuweg oft bezeichnet. Tatsächlich kamen die Maurerkolonnen aus den Niederlanden, wie auch die Ziegel, welche der Straße den Charakter geben. Ein halbes Dutzend Haustypen wurde innerhalb von zwei Jahren realisiert, recht willkürlich zur Himmelsrichtung platziert. Das attraktive am Klinker ist, dass er den Fassaden über viele Jahrzehnte einen schönen, geschlossenen Charakter gibt, er schützt den Uhuweg vor unpassenden Fassaden und abstrusen Veränderungen. Diesen bemerkenswerten Gesamteindruck, zu dem auch die Doppelgaragen mit überdimensioniertem Dach zählen, stören die 70 billigen weißen Garagen – es wurde am falschen Ende gespart. Anders als im Waldkauz- und Merlinweg wurden Grundstücke für eine individuelle Bebauung reserviert. Es entstanden einige sehr schöne Häuser, andere von belangloser Architektur.

 

Eine Bereicherung ist die Nähe zum Park, an den viele Häuser grenzen. Von hier aus kam mutmaßlich der Mensch, der bei uns im Jahr 2006 das 29. Feuer einer Brandstiftungsserie entzündete. Die Schadensbilanz: Vier Fahrräder, drei Autos, zwei Carports und die angrenzenden Fassaden und Fenster, mehr als 200.000 Euro. Die Flammen waren in der kalten Januarnacht weit über unsere Häuser hinweg sichtbar. Damit fand Rondorf erstmals in allen Kölner Print- und Funkmedien, landesweit im Fernsehen statt. Die provisorische Beleuchtung im Park ist seither Dauerzustand. Ein Täter wurde nie ermittelt. Immerhin war die Brandserie damit abrupt zu Ende.

 

Nächsten Monat besuchen wir die Sesamstraße. Wollen Sie uns Ihre Straße auch einmal ganz persönlich vorstellen? Welche Alltagserlebnisse verbinden sich damit?Sie wollen  anderen zeigen, dass Sie  in der schönsten und besten Straße des gesamten Wohngebietes ihr Glück  gefunden haben? Oder eher Tadel als Lob? Alles ist möglich. Schreiben Sie uns unter: newsletter@dorfgemeinschaft.koeln.