Besser Radfahren in Rondorf

Ein paar Vorschläge von Tom Grothkopp

Radfahren erlebt einen Boom sondergleichen. Zur Arbeit, in der Freizeit, zum Einkaufen. Mit der wachsenden Zahl von Radfahrern wächst auch deren Selbstbewusstsein. Und doch sind wir noch Jahre von paradiesischen Verhältnissen wie Gent, Kopenhagen und dem, was sich in Paris entwickelt, entfernt. Wie also schaffen wir ein fahrradfreundliches Wohngebiet? SÜDBLICK-Leser/innen haben in den letzten beiden Ausgaben über ihre Erfahrungen berichtet. Tom Grothkopp ist in der Dorfgemeinschaft Experte für moderne Mobilität. Er sagt, wie es bei uns besser werden könnte.

Rondorf liegt mitten im Grün. Rodenkirchen und der Rhein sind keine fünf Kilometer entfernt, zum Dom sind es zehn Kilometer. Die Radwege durchs Grün entlang dem Militärring, durch den Vorgebirgspark und am Ufer des Rheins in die City sind traumhaft schön. Ein perfekter Ausflug führt nach Weiß, mit der Fähre zur Groov in Zündorf, entlang des Rheins über die Rodenkirchener Brücke zurück. Auch durch die ruhigen Straßen unserer Villenviertel Hahnwald, in Rodenkirchen und Marienburg lässt es sich wunderbar radeln. Es gibt keine schönere Art, sich seine Stadt zu „erradeln“. 

Fahrradfahren ist Lebensqualität pur: Mit Bewegung und frischer Luft gesund, absolut umweltfreundlich – und oft schneller, als man denkt. 

Immer mehr Menschen fahren Strecken bis zu zehn Kilometer, mit ihrem E-Bike bis zu 20 Kilometer täglich zur Arbeit und entlasten unsere Straßen und unsere CO2-Bilanz. Auch von Rondorf aus. Was sie jedoch vermissen ist ein Radverkehrskonzept für den Kölner Süden. Paris hat einen Masterplan entwickelt, Kopenhagen hat klare Zielvorgaben, um mehr Menschen zum Radfahren zu bewegen. Köln drückt sich davor. Fahrradstreifen auf den Ringen hat die Bürgerinitiative „Ring frei“ erkämpft, nicht die Politik.

Die Rondorfer warten immer noch auf Querungshilfen über die Brühler Landstraße und den Militärring, auf eine direkte, beleuchtete Fahrradverbindung in die Stadt. Die Radwege entlang der Militärringstraße sind überwiegend in einem erbärmlichen Zustand. Niemand hält es für notwendig, die Magistralen der Kinder in die weiterführenden Schulen so attraktiv zu gestalten, dass „Taxi Mama“ und überfüllte Busse endlich ein Ende haben! Der „Runde Tisch für Radverkehr“ im Bezirk Rodenkirchen bewirkt nichts Spürbares. Die Bezirksvertretung ist willens, aber einflusslos. Immerhin gibt es den ADFC und den VCD als Verbände, die sich um Mobilität jenseits des Autos bemühen.

Doch Radfahren spielt sich auch im innerörtlichen Bereich ab. Rondorf kennt kaum Steigungen, wäre zum Radfahren ideal. Die meisten Straßen haben Tempo 30. Innerhalb von zehn Minuten erreicht man jeden Punkt des Stadtteils. Und doch nutzen verhältnismäßig wenige Menschen ein Fahrrad. Welches sind die Gründe? Am häufigsten wird Angst genannt: Die engen und viel befahrenen Durchgangsstraßen. Die zahlreichen und oft behindernd parkenden Autos. Stets muss man Obacht haben, dass sich nicht unvermittelt eine Autotür öffnet und immer ist damit zu rechnen, dass man abgedrängt wird. Das Gefühl, dass Auto- und Radfahrer gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sind, entsteht dabei nicht. 

In Rondorf hat fast jeder Einwohner sein Auto direkt vor der Haustür stehen. Je kürzer der Weg zum Auto, desto häufiger wird es auch für kürzeste Strecken genutzt. Wissenschaftler empfehlen Quartiersgaragen und komfortable Abstellmöglichkeiten für Fahrräder direkt vor der Haustür. In fortschrittlichen Nachbarländern ist dies längst Standard für Neubaugebiete. In Rondorf Nordwest sollen die Autos in den Innenhöfen der Wohnblocks abgestellt werden. Weder für das Neubaugebiet noch für den Stadtteil insgesamt gibt es ein zukunftsorientiertes, integriertes Verkehrskonzept, wie es die Dorfgemeinschaft seit bald drei Jahren einfordert.

Was können Bürger tun, damit sich etwas ändert? Zunächst natürlich Courage zeigen. Sich immer wieder fragen: Kann ich statt Auto oder Bus das Fahrrad nehmen? Auch die Hauptstraßen nutzen. Selbstredend mit Helm und Weste und soweit auf der Fahrbahn, dass man immer noch nach rechts ausweichen kann. Ganz wichtig: Hauseigentümer, Geschäftsinhaber, Ärzte auf ihre Fahrradständer ansprechen. Wenn es überhaupt welche gibt, dann meist völlig unpraktische. Die hohen Bügel müssen zum Standard werden. Alles andere ist indiskutabel. 

Mängel an Fahrradwegen sollten stets und immer wieder der Stadt gemeldet werden: https://www.stadt-koeln.de/service/onlinedienste/fahrradbeauftragter/index.html.

Wenn das nichts bewirkt, warum nicht der Oberbürgermeisterin eine Mail schreiben? Sie persönlich bekennt sich dazu, sich in ihrer eigenen Stadt nicht auf das Fahrrad zu trauen. Sie ist eine potentiell Verbündete für alle Radfahrer! Nicht nur bei den Grünen, in allen Parteien gibt es Protagonisten für Radverkehr. Also ein gutes Thema für die kommenden Kommunalwahlen, an den Infoständen zur Wahl.

Diskutieren Sie mit. Wie denken Sie über diese Vorschläge? Weitere Anregungen und Hinweise? newsletter@dorfgemeinschaft.koeln

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.