Am Brunnen vor dem Tore

Der Brunnen, der heute am Ortseingang von Immendorf kommend auf dem kleinen grünen Dorfplatz an der Pastoratsstraße  und Rondorfer Hauptstraße  steht, gilt als eines der markantesten Rondorfer Wahrzeichen. Und er hat seine ganz eigene Geschichte. Um seinen Bau allerdings gab es zunächst heftigen Streit.

 

Zu Brunnen hatten die Rondorfer von je her eine ganz besondere Beziehung: Für sie war Wasser schon immer Kraft und Leben. Viele  Jahrhunderte lang bildeten die Bewohner nämlich Wassergemeinschaften, um aus den von ihnen gebauten Ziehbrunnen das wertvolle Nass zu schöpfen. Als schliesslich im Zweiten Weltkrieg die Wasserversorgung von Granaten zerstört wurde, waren es die wenigen noch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bestehenden historischen Wasserpumpen, die im Ort Mensch und Tier das Überleben ermöglichten.

 

Und so entstand sehr bald der verständliche Wunsch, dieser wertvollen Lebensader ein besonderes Denkmal zu setzen  – mitten auf dem Dorfplatz auf dem Gelände der ehemaligen Schule, nur wenige Meter neben dem schlichten Stein, den die Dorfgemeinschaft 1962 zum Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege errichtet hatte  und ganz in der Nähe des 1846 von der Gemeinde gestifteten Prozessionskreuzes, dem ältesten Kreuz der Gemeinde nach der Zeit Napoleons.

 

Sehr dekorativ und eindrucksvoll sollte deshalb auch der neue Dorfbrunnen werden. Allein, man konnte sich nicht einigen. Im Gegenteil, es gab mächtig Streit. Denn an einem „Brunnenwettbewerb“ der Stadt Köln beteiligten sich zwar vier Künstler; doch die Bezirksvertretung lehnte deren Entwürfe sämtlich ab. Es war der 1933 in Aachen geborene Künstler Michael te Reh, der schliesslich 1986 doch noch den Stein ins Rollen brachte; er war bereits erfolgreich in der Sürther „Wachsfabrik“ engagiert und hatte sich mit seinen Platz- und Brunnengestaltungen in vielen Ländern Europas, aber selbst  in Kalifornien, einen Namen gemacht. Man wurde auf ihn aufmerksam, da er 1983 bereits dem beschädigten Brunnenhof in Sürth zu neuem Glanz verholfen hatte. Für Rondorf gab nunmehr ein sechs Tonnen schwerer Findling aus einer Rondorfer Kiesgrube, den die schmelzenden Schneemassen nach der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren dorthin gebracht hatten, den Ausschlag: Michael te Reh entwarf daraus eine Idee  ganz aus Naturstein und gab dem Werk den Namen „Ein Stein auf Reisen.“ Bezirksvertretung und Dorfgemeinschaft teilten sich einvernehmlich die Kosten.

 

Der Chronist notierte zu dieser Bauleistung: „ Michael te Reh, ein Maurer und zwei Schüler bauten wochenlang an der „Steinmelodie“, wie te Reh seinen Entwurf ursprünglich nannte. Ein schwerer Spezialkran hievte den schweren Findling schliesslich auf den Sockel des Brunnens; außerdem verlegten die Baumeister rund 70 Tonnen Steine mit ihren Händen“. Denn zusätzlich umkränzten sie ihr außergewöhnliches Werk noch mit einem Ring weiterer Steine aus der Eiszeit. Am Samstag, 10. April 1986 wurde der Dorfbrunnen endlich festlich eingeweiht. Auf diesem Platz hatte wie schon erwähnt auch das alte Kreuz seinen Platz  gefunden, das vorher an der alten Schule an der Rondorfer  Hauptstrasse gestanden hatte.

 

Um die laufenden Betriebskosten dieses besonderen sprudelnden Monuments aufzubringen, veranstaltetet die Dorfgemeinschaft seitdem jedes Jahr am 30. April ihr buntes „Brunnenfest“ auf dem Platz: Erst wird ein opulenter Maibaum errichtet, der Brunnen zum Plätschern gebracht, dann wird zünftig gefeiert. ….

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