Zur Diskussion: Gymnasium oder Gesamtschule für Rondorf?

Die Planungen für das Neubaugebiet Rondorf-Nordwest werden allmählich konkreter: Dass eine ganz neue weiterführende Schule im nördlichen Bereich entstehen wird, steht mit dem städtebaulichen Planungskonzept bereits fest. Ob jedoch ein Gymnasium kommt oder eine Gesamtschule, ist bisher offen. Entscheidung schon bald.

Bereits in den kommenden Wochen könnte hierzu die Entscheidung fallen, denn die politische Diskussion ist in vollem Gange. Tatsche ist: Der Bedarf an weiterführenden Schulplätzen ist in ganz Köln dringend, vor allem auch im Süden der Stadt. Das Rodenkirchener Gymnasium mit seinen mehr als 1.200 Schülerinnen und Schülern ist ebenso an den Grenzen seiner Kapazität wie die 1971 errichtete Gesamtschule mit 1.440 Mädchen und Jungen. Die Dorfgemeinschaft lädt Sie jetzt zur Diskussion ein: Welche Schulform wünschen Sie für Rondorf – ein Gymnasium oder eine Gesamtschule? Sagen Sie uns Ihre Meinung. Wir geben dieses Votum dann an die verantwortlichen Stellen in Stadtverwaltung und Politik weiter. Schreiben Sie an newsletter@dorfgemeinschaft.koeln oder diskutieren Sie mit in unserer Facebook-Gruppe.

1 Antwort
  1. Peter C. Wurthmann
    Peter C. Wurthmann sagte:

    Sehr geehrter Vorstand!

    Sie haben dazu eingeladen, Meinungen zu äußern. Dem folge ich hiermit.

    1.
    Die NRW-Landespolitik hat seit vielen Jahren den Primat der Eignung/Begabung für eine bestimmte Schulform de facto abgeschafft. Stattdessen wurde der Elternwille maßgeblich; die Eigungsfrage hingegen trat sehr weitgehend in den Hintergrund. Hauptmotiv war, dass die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) als einzig vollwertiger Schulabschluss anerkannt werde. Zunächst wurde so die Hauptschule zur Restschule. Als deren Schülerzahlen in konsequenter Folge des Anmeldeverfahrens durch die Eltern dramatisch rückläufig wurden, gerieten dann die Realschulen zunehmend in die Krise. So entstand der Werdegang des Gymnasiums zur eigentlichen Hauptschule (siehe Prozentzahl der Anmeldungen nach dem Besuch der Grundschule).

    2.
    Der ursprüngliche Gedanke (seit 1968), dass die allgemeine Grundbildung (Befähigung des Antritts einer beruflichen Bildung) durch die Hauptschule vermittelt wird, ist längst obsolet. Damit gerieten die Realschulen, deren Aufgabe es ist, eine gehobene tiefergehende Allgemeinbildung zu vermitteln in eine Krise. Entweder scheitern die Schülerinnen und Schüler an den gehobenen Anforderungen (2. Fremdsprache mit Klasse 6 verpflichtend, Englisch bleibt Hauptfach bis zum Abschluss nach Jg. 10, Biologie, Chemie, Physik, Erdkunde, Geschichte und Politik werden fachspezifisch und nicht fächerübergreifend wie an Gesamtschulen vermittelt, Deutsch und Mathematik werden auf gehobenem Niveau unter Verzicht auf G- und E-Kurse unterrichtet und bei der Zuerkennung der Eignung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe zählen nur Deutsch, Mathem. und Englisch, nicht jedoch das zum Jg. 7 gewählte Wahlpflichtfach) oder man senkt(e) das Niveau der Anforderungen; Devisen der NRW-Landespolitik „Kein Kind bleibt zurück“ und „Wir nehmen alle mit“ und „Das Abschulen muss ein Ende haben“ Das Gymnasium blieb und bleibt unangetastet, denn die Höhere Schule soll jedem Kind offenstehen.

    3.
    Da aber nachweislich nicht alle zu den Eingangsklassen angemeldeten Kinder die über die allgemeine Grundbildung hinausgehenden Anforderungen erfüllen können (sh. Eignung/Begabung), kommt es zu der Situation, dass spätestens mit Ende der 9. Klasse Kinder die Schulform wechseln wollen bzw. müssen, um einen Sekundarabschluss zu erreichen. Doch wohin? Die Gesamtschulen sind in aller Regel weder willens, noch in der Lage, Seiteneinsteiger/innen aufzunehmen. In dieser Schulform gibt es quasi keine Nichtversetzung. Folglich sind die beim Start im Jahrgang 5 gebildeten Klassen hinsichtlich ihrer Schülerhöchstzahl stabil und Seiteneinsteiger erhalten eine Absage. Dass Gesamtschulen nur dem Anschein nach zum Abitur führen, erkennt man/frau daran, dass die Stufen ab Jahrgang 11 nur einen Bruchteil der Schülerzahl versorgen, welcher der Summe der Stufe 10 entspricht. Man kann hier auch vom ’süßen Gift‘ des Nichtsitzenbleibens sprechen, denn längst nicht alle Schülerinnen und Schüler erhalten nach Ende der 10. Klasse die Fachoberschulreife. Der Anteil von 10er-Absolventen mit lediglich Hauptschulabschluss nach Kl. 9 und Sekundar-I-Abschluss ist signifikant nachweisbar. Andererseits versorgt die Oberstufe der Gesamtschulen gern Seiteneinsteiger mit Eignungsvermerk aus den Realschulen und Schülerinnen und Schüler aus Gymnasien, die das Beibehalten des Gymnasialniveaus scheuen. Dadurch werden die Schülerzahlen groß genug, um Differenzierungsangebote einrichten zu können.
    Aus den vorstehenden Erläuterungen folgt, dass für Rondorf nur die Neugründung einer Gesamtschule nachhaltig Sinn macht. HS und RS stehen gar nicht erst zur Wahl. Und ein Gymnasium schlösse jene Kinder vom wohnortnahen, weiterführenden Schulstart aus, für die der gymnasiale Werdegang auf eine Überforderung hinausliefe. Weil die zu erwartende Steigerung der Einwohnerzahlen Rondorfs und Hochkirchens auch eine Zunahme der zuversorgenden Schülerinnen und Schüler nach sich zieht, wäre die Planung eines zu gründenden Gymnasiums gleichsam das planmäßige Nichtberücksichtigen eines nenneswerten Teils der künftigen Population.

    Mit besten Empfehlungen

    Peter C. Wurthmann, Realschulrektor a. D.

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